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53<br />

Stadtrepublik des 18. Jahrhunderts wurde Hamburg zum Ausgangspunkt eines auf<br />

die Förderung des Gemeinwohls gerichteten Patriotismus. Von 1724 bis 1748 wirkte<br />

hier die erste „Patriotische Gesellschaft“, mit der Gadebusch während seiner<br />

Schuljahre am Akademischen Gymnasium durch seine Lehrer in Berührung kam,<br />

von denen zwei an der Gesellschaft maßgeblich Anteil hatten 93 : Michael Richey und<br />

Johann Albert Fabricius. Richey, von Gadebusch „einer unserer gelahrtesten<br />

Männer“<br />

94<br />

genannt, war von 1717 bis zu seinem Tod Professor für<br />

Universalgeschichte und Griechisch und hatte 1715 die „Teutsch-Übende<br />

Gesellschaft“ ins Leben gerufen, an deren Gründung neben ihm Fabricius, der<br />

Rektor des Johanneums Johann Hübner und der Dichter Barthold Hinrich Brockes<br />

beteiligt gewesen waren. Fabricius war 1693 in die Dienste des lutherisch<br />

orthodoxen Hauptpastors der St. Jacobikirche Johann Friedrich Mayer getreten und<br />

1699 als Professor der Moral und Eloquenz Lehrer am Akademischen Gymnasium<br />

geworden, bevor er in den Jahren 1708-1711 Rektor des Johanneums war. Vielfach<br />

als Polyhistor geehrt, wurde er besonders durch umfangreiche Sammlungen von<br />

biographischem und bibliographischem Material zur altgriechischen und lateinischen<br />

Literatur sowie der des Mittelalters und der Neuzeit bekannt 95 . In diesen<br />

Sammlungen war er um ein chronologisches Verzeichnis der Quellen und<br />

weitläufige biographische und subsidiäre Notizen bemüht, weniger um eine<br />

methodische Gliederung und kritische Würdigung.<br />

Ziele und Interessen der Patriotischen Gesellschaften stimmten weitgehend überein<br />

mit den in den Moralischen Wochenschriften verbreiteten Ideen einer Gemeinnützigkeit<br />

und aufklärerischen Tugendlehre. Die Hamburger Gesellschaft, die sich 1723<br />

konstituierte und seit Januar 1724 die Wochenschrift ‘Der Patriot’ herausgab, widmete<br />

sich politischen, wissenschaftlichen, schöngeistigen Themen, richtete ihre<br />

Arbeit an dem Gemeinwohl der Hamburger Bürger aus und beanspruchte das Recht<br />

auf eine vernunftgeleitete Sittenkritik. Sie enthielt sich weitgehend aktiver Eingriffe<br />

93 Eine ausführliche Untersuchung der Hamburger Patriotischen Gesellschaft bietet F. Kopitzsch,<br />

Grundzüge einer Sozialgeschichte der Aufklärung in Hamburg und Altona, 2 Bde. Hamburg 1982;<br />

allgemein zu den patriotischen Gesellschaften des 18. Jahrhunderts H. Hubrig, Die Patriotischen<br />

Gesellschaften des 18. Jahrhunderts, Diss. Göttingen 1950; zur Wirkung der Hamburger Gesellschaft<br />

vgl. J. Rathje, Geschichte, Wesen und Öffentlichkeitswirkung der Patriotischen Gesellschaft von<br />

1724. In: R. Vierhaus, Deutsche patriotische und gemeinnützige Gesellschaften [Wolfenbütteler<br />

Forschungen, Bd. 8], München 1980, S. 51-70.<br />

94 Vgl. Gadebusch, Observationes Bd. 7, S. 425.<br />

95 Bibliotheca graeca, 14 Bde. Hamburg 1705-1728, Bibliotheca latina, 3 Bde. Hamburg 1697, Bibliotheca<br />

latina mediae et infimae aetatis, 5 Bde. Hamburg 1734-1736; zu Fabricius (1668-1736), vgl.<br />

Lexikon der hamburgischen Schriftsteller, Bd. 2, Hamburg 1854, S. 238-259.

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