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Download - Baltische Historische Kommission

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einen Einblick in die Strukturen gewinnen und mit den richtigen Fragestellungen an<br />

die Geschichte herantreten können, um sie einem breitem Publikum nahezubringen.<br />

Das spezifische Denk- und Interpretationsverfahren, dessen Gadebusch sich bei seinem<br />

Gang durch die Geschichte bedient, ist das der Analogie. Die Verwendung des<br />

Begriffes folgt hier einem mehr allgemeinen Sinn - dem der Entsprechung von Verhältnissen<br />

und Strukturen, die die Wahrscheinlichkeit begründet und zu einer<br />

Erweiterung des Wissens führt, indem von einer bekannten auf eine unbekannte<br />

Struktur geschlossen wird. Die Erfahrungen bewahren sowohl den Juristen als auch<br />

den Historiker vor bloßen metaphysischen Spekulationen, die erfahrungsbegründete<br />

Analogie wird als Prinzip verstanden, das die begrifflich-wissenschaftliche<br />

Erkenntnis vorbereitet. Auch dort, wo Gadebusch fremdes Ideengut rezipiert, behält<br />

die Verarbeitung von Selbsterlebtem ihren Vorrang. In der Erwartung, die Quellen<br />

müßten aus sich heraus ein klares Geschichtsbild ergeben, erliegt Gadebusch der<br />

Gefahr, ihnen immer wieder bedingungslos zu trauen und sie allzu wörtlich zu<br />

interpretieren, wenn sie sich nicht offensichtlich in Widersprüche verwickeln. Dieses<br />

Verständnis veranlaßt ihn, die Quellen selbst „sprechen“ zu lassen oder sie lediglich<br />

nach- bzw. umzuschreiben. So werden Quellen in der eigenen Darstellung einerseits<br />

literarisch konzentriert, andererseits hält er es auch für legitim, Auszüge aus<br />

Urkunden, Verträgen oder Passagen aus Schriften anderer Historiker - oft<br />

seitenweise - zu zitieren, wobei die eigene Schilderung zu einem verbindenden<br />

Kommentar zwischen den Originaltexten schrumpft. Die Vergangenheit als<br />

Untersuchungsgegenstand des Historikers erscheint Gadebusch als ein Objekt, das<br />

bei geschickter Auswahl in sich hinreichende Wahrheiten trägt, die der Historiker<br />

phänomenologisch beschreiben kann, womit übersehen wird, daß Geschichte erst<br />

durch die Erkenntnis des Historikers zur Wissenschaft werden kann. Die Forderung<br />

nach Objektivität bedeutet bei Gadebusch Ablehnung von willkürlichen<br />

tendenziösen Deutungen und das Bemühen um eine von der Situation des Forschers<br />

bedingte „wahre“ Interpretation der vorgefundenen Fakten.

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