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Download - Baltische Historische Kommission

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Stellungnahmen und berücksichtigt auch Ereignisse aus anderen Ländern. Charakteristisch<br />

ist seine farbige und bildhafte Sprache - so bezeichnet er Ivan IV. als<br />

„Stachel-Sau“ 79 . Gadebusch rechnet Kelch bereits zu den Geschichtsschreibern des<br />

18. Jahrhunderts und konstatiert, daß er „mit Recht unter die vornehmsten Geschichtschreiber<br />

dieses Landes gezählet“ werde 80 , obwohl er ebenfalls mit einer mythischen<br />

Vorgeschichte des Landes im Jahre 836 nach der Sintflut beginnt, die wenig glaubwürdig<br />

und systematisch erscheint und zahlreiche Fehler und vor allen Dingen einen<br />

dem Historiker hinderlichen Aberglauben enthält. Obwohl Gadebusch diese Schwächen<br />

benennen kann, ist Kelch für ihn einer der wenigen wahren Geschichtsschreiber<br />

des 17. und 18. Jahrhunderts. Eher eine Materialsammlung als eine Chronik bildet<br />

die Schrift des Landrates Caspar von Ceumern 81 . Sie stellt tabellarisch Daten über<br />

die livländischen Ordensmeister und Erzbischöfe, die im Lande ansässigen<br />

Adelsfamilien, Städte, Schlösser und Kirchen nebst einer Reihe livländischer<br />

Privilegien zusammen.<br />

Ein zusammenfassender Blick zeigt, daß die Geschichtsschreibung des 17. Jahrhunderts<br />

in Livland trotz ihrer Bemühungen um Quellenvielfalt und Ansätzen zu einem<br />

kritischen Umgang mit dem historischen Material überwiegend als<br />

vorwissenschaftlich bezeichnet werden muß. Ausgehend von Russows Chronik und<br />

beeinflußt von den Ereignissen des Livländischen Krieges zeichnet sie beinahe<br />

durchgehend ein negatives Bild von Rußland, was nach dem Nordischen Krieg,<br />

durch den Liv- und Estland zu russischen Ostseeprovinzen geworden waren, nicht<br />

mehr aufrecht erhalten werden konnte. Die Geschichtsschreibung des folgenden<br />

Jahrhunderts wird beeinflußt von tagespolitischen Aspekten und zeigt sich entweder<br />

bewußt parteilich oder als philologisch-juristisch-antiquarische<br />

Geschichtsschreibung, deren wesentlicher Bestandteil die Sammeltätigkeit auf dem<br />

Gebiet landeskundlicher und rechtshistorischer Quellen bleibt. Der größte Einfluß<br />

auf Gadebusch ging - wie oben dargelegt - von J.G. Arndts zweibändiger Chronik<br />

aus, die mit finanzieller Unterstützung der livländischen Ritterschaft entstanden war.<br />

Gadebusch hatte Arndt 1760 in Riga kennengelernt und bezeichnet dessen Chronik<br />

als vollständigste, die in Livland vorhanden sei. Auf Arndts Bitten sandte er ihm<br />

zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen zu und entschloß sich nach dessen Tod,<br />

sein Material in den ‘Jahrbücher[n]’ auszuarbeiten. Bemerkenswert ist, daß<br />

79 Vgl. C. Kelch, Liefländische Historia, S. 407.<br />

80 Gadebusch, Abhandlung, § 66, S. 155.

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