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Download - Baltische Historische Kommission

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schildert und sich Ausfälle gegen den Adel erlaubt. Gadebusch, zu dessen Zeit die<br />

Chronik als seltenes Werk galt, rühmt sie als erste vollständige Geschichte Livlands,<br />

wirft ihrem Autor aber vor, „daß er das gemeine Gerücht von der Wahrheit der Begebenheiten<br />

nicht sorgfältig genug unterschieden hat.“ 64 Als störend empfindet er die<br />

Passagen, in denen Russow den Ton eines Predigers annimmt, wie z.B. im Zusammenhang<br />

mit dem von den livländischen Adligen Johann Taube und Elert Kruse in<br />

Dorpat angestifteten Aufruhr gegen die russische Besatzung im Jahr 1571. Die<br />

beiden Livländer hatten Verrat an ihrem russischen Herren geübt, indem sie dem<br />

polnischen König Sigismund August versprachen, die Stadt unter polnische<br />

Botmäßigkeit zu bringen, was jedoch fehlschlug. Die Russen nahmen an den<br />

Einwohnern der Stadt Rache, töteten eine große Anzahl und verschleppten den Rest<br />

der Bürger ins Innere des Russischen Reiches. Russow bewertet das Ereignis als<br />

gerechte Strafe Gottes für Wankelmut und Untreue der Städter. Gadebusch wendet<br />

sich gegen diese Vorstellung und bezeichnet Russow als einen „schwarzblüthige[n]“<br />

Mann, der unberechtigterweise den Verrat zweier Adliger mit moralischen<br />

Verfehlungen der Stadtbewohner gleichsetze 65 .<br />

Eine heftig kritisierte Schrift ist T. Bredenbachs ‘Historia Belli Livonici’ 66 . Bredenbach<br />

- um 1526 geboren - war seit 1569 Vorsteher des geistlichen Kollegiums in<br />

Bonn, es ist umstritten, ob er sich jemals in Livland aufgehalten hat. Seine ‘Historia’<br />

verfaßte er innerhalb kurzer Zeit in Kleve, wo er auf den ehemaligen Dorpater Domherren<br />

und Prediger Philipp von Olmen getroffen war, der Gadebusch zufolge eine<br />

Schrift mit dem Titel ‘Historien vom Livländischen Kriege’ verfaßt hatte, die<br />

Bredenbach seinem eigenen Werk zugrundelegte. Gadebusch macht Bredenbach den<br />

Vorwurf, er habe viele lächerliche und falsche Begebenheiten in die ‘Historia’<br />

aufgenommen, allein mit dem Ziel, „zu zeigen, daß die evangelische Religion all das<br />

Unglück, womit Livland im 16ten Jahrhunderte heimgesuchet worden, verursachet<br />

habe.“ 67 und seine Schrift zeichne sich dadurch aus, daß der Gebrauch der<br />

lateinischen Sprache korrekter als die in ihr angeführten Fakten sei 68 .<br />

Neutraler bewertet Gadebusch die sogenannten ‘Septentrionalische[n] Historien’ des<br />

kurländischen Rates Laurentius Müller, der seit 1581 in königlich-polnischen<br />

64 Gadebusch, Abhandlung, § 26, S. 41.<br />

65 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher II1, § 69, S. 143.<br />

66 T. Bredenbach, Belli Livonici, quod Moschoviae dux a. 1558 contra Livonos gessit, nova et memorabilis<br />

historia ..., Köln 1558.<br />

67 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 111.<br />

68 Vgl. Gadebusch, Abhandlung, § 22, S. 24.

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