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Johann Loder, der seit 1720 in enger Beziehung mit August Hermann Francke stand,<br />

wurde 1724 von diesem als Hauslehrer dem livländischen Landrat Balthasar von<br />

Campenhausen empfohlen. Auf Veranlassung von Campenhausens wurde Loder<br />

1728 das Amt des Rektors am wiedereingerichteten Rigaer Lyzeum angetragen, das<br />

er bis 1771 innehatte, gleichzeitig war er Diakon an der Jakobikirche 25 . Loder wollte<br />

genauere Kenntnisse von den Herrnhutern erlangen und nahm vorübergehend ein<br />

paar Mährische Brüder in seinem Haus auf, ohne über deren missionarische Pläne in<br />

Livland Bescheid zu wissen und kam 1750 in einem Schulprogramm zu dem Schluß,<br />

ihre Bewegung sei mit derjenigen vergleichbar, die 1524/25 in Dorpat - durch den<br />

Schwärmer und Mystiker Melchior Hofmann angeregt - zu den erbitterten Bilderstürmen<br />

geführt hatte 26 .<br />

Auf welchen Fischer Gadebusch in dem angeführten Zitat Bezug nimmt, läßt sich<br />

aus dem Zusammenhang nicht ohne weiteres ersehen. Es könnte der ältere Johann F.<br />

gemeint sein, der 1674 Generalsuperintendent in Livland wurde, 1699 das Land<br />

verließ „entweder aus Verdruß über die ihm in seinen, auf die Ausbreitung des<br />

wahren Christenthums gerichteten Unternehmungen allenthalben gemachten<br />

Hindernisse und Streitigkeiten; oder wegen des vorher gesehenen Kriegsungewitter<br />

[...]“ 27 , in Wahrheit aber wegen seiner pietistischen Neigungen, mit denen er in einen<br />

unüberbrückbaren Gegensatz zu der schwedischen Einheitskirche geraten war und<br />

verschiedene Klagen des livländischen Oberkonsistoriums auf sich gezogen hatte:<br />

„In Livland hatte er viele Händel. Verschiedene Prediger wurden vom Könige wider<br />

ihn geschützet.“ 28 1700 konnte er auf Bitten Speners einen Vergleich im Streit<br />

zwischen der theologischen Fakultät und A.H. Francke in Halle herbeiführen, 1701<br />

wurde er zum Generalsuperintendenten des Herzogtums Magdeburg gewählt.<br />

Gadebusch lobt den älteren Fischer neben der Kritik an seiner Übereifrigkeit, die ein<br />

Einfügen in die religiöse Verfassung Livlandes verhinderte, für seine Ausbreitung<br />

des Christentums und die Bibelübersetzung 29 .Wahrscheinlicher ist, daß Gadebusch<br />

sich auf dessen Sohn Jakob Benjamin Fischer bezieht, der von 1711 bis 1736 Pastor<br />

25 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 2, S. 196-200, der im Paragraphen über Loder besonders an Campenhausen<br />

lobt „daß der Patriot kein Bedenken trug, sich selbst und seine Familie eines redlichen und<br />

exemplarischen Lehrers zu berauben, um ihm dem Vaterlande zu gönnen.“, ebd., S. 197<br />

26 Vgl. J.P. Fresenius, Bewährte Nachrichten von Herrnhutischen Sachen, Bd. 4, Slg. 7, S. 362f.<br />

27 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 325.<br />

28 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 334.<br />

29 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 336.

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