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379<br />

sogenanntes „Mittelgeschlecht“ näher betrachtet, zwischen Tier und Mensch fungiert<br />

der Affe als Verbindungsglied. Auch der Mensch erscheint als Bindeglied in der<br />

Seinskette: durch seinen Körper und seine Seele verbindet er die geistige Welt mit<br />

der materiellen. Hupel gesteht Menschen und Tieren eine Seele zu, die neben dem<br />

Körper als zweiter, wesentlicher Bestandteil die Lebewesen konstituiert. In den<br />

Überlegungen zur Funktion und zum Aufbau der Seele neigt er den Ansichten der<br />

Materialisten zu, nicht den „groben“ sondern den „subtilen“ 38 , d.h. er betrachtet die<br />

Seele als aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, wie er ausführlich und<br />

teilweise recht verworren und spitzfindig im zweiten Stück „Meynungen von der<br />

Seele, nebst Anmerkungen darüber“ darlegt. Im Brennpunkt steht dabei nicht der<br />

eigentliche Lehrgehalt des Materialismus, sondern die Widerlegung der Annahme, er<br />

habe für Moral und Religion verderbliche Tendenzen, indem er die Unsterblichkeit<br />

zusammengesetzter Seelen leugne. Dem Theologen Hupel, der sich vom englischen<br />

Deismus und neologischen Strömungen beeinflußt zeigt 39 , ist der Hinweis wichtig,<br />

daß auch zusammengesetzte Seelen unsterblich und ebenfalls in einer Kette<br />

verbunden sind 40 . Im zweiten Stück gilt sein Interesse den seelischen Erscheinungen<br />

und der neu entstehenden Wissenschaft der Psychologie, deren niedriger<br />

Entwicklungsstand im Vergleich zu anderen Wissenschaften er betont. Ihm zufolge<br />

bestehen die menschlichen und tierischen Seelen aus mehreren, zu einem Ganzen<br />

vereinigten wirksamen Partikeln, die er nicht näher zu bestimmen vermag. In<br />

Abwendung von der Leibnizschen Monadenlehre und der von Maupertuis in seinem<br />

‘Systême de la Nature’ vertretenen Meinung, der Materie sei ein gewisser Grad an<br />

Verständigkeit zuzugestehen<br />

41 , spricht Hupel den einzelnen Partikeln ein<br />

Denkvermögen ab, das - ihm zufolge - erst durch die Zusammensetzung entsteht. Im<br />

dritten Stück mit dem Titel „Psychologische Träume“ stellt Hupel, anknüpfend an<br />

die fabulöse Zeugungstheorie im zweiten Stück, Hypothesen über die Entstehung der<br />

Seelen und die Frage nach ihrer Prä-Existenz auf, denen er im vierten Stück -<br />

„Widerlegung der vorhergehenden Träume“ - den Boden entzieht. In der ganzen<br />

37 Zur Entdeckung des Süßwasserpolypen als Zoophyt vgl. F. Todesco, Il polipo di Trembley (1740) e<br />

la ‘catena delle verità’. Note di ricerca. In: Giornale critico della filosofia italiana 1990, S. 342-364.<br />

38 [A.W. Hupel], Anmerkungen und Zweifel, S. 186.<br />

39 Vgl. ebd., S. 35: „Noch weniger kann Gott aus dem Erfolg hinterher befinden, daß die gut geschaffene<br />

Substanz füglich einer bessern neu hervorzubringenden ihre Stelle einräumen könne; nur<br />

unwissende Baumeister nehmen zur Aenderung des gemachten Plans ihre Zuflucht.“<br />

40 Vgl. ebd., S. 201.<br />

41 Vgl. Pierre Louis Moreau de Maupertuis, Systeme de la Nature. Essai sur la formation des corps<br />

organisés, ed. F. Azouvi, Paris 1984, S. 155f.

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