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muß einsehen, daß er sich durch sein Eingehen auf den Hund zum Narren gemacht<br />

hat und läßt beschämt von seinem Tun ab.<br />

Weitere Vorwürfe in Bezug auf Gadebuschs Arbeitsweise erhebt Hupel in den<br />

‘Topographische[n] Nachrichten’. Im ersten Band, der im selben Jahr wie die<br />

‘Anmerkungen und Zweifel’ erschienen war, bezichtigt er Gadebusch, er vertrete mit<br />

seiner Überzeichnung des genuin deutschen Charakters der livländischen Landesgeschichte<br />

ein verzerrtes Geschichtsbild, das der historischen Rolle und der aktuellen<br />

Bedeutung der russischen Herrschaft nicht gerecht werde 64 . Anlaß zu diesem Vorwurf<br />

bot eine Bemerkung Gadebuschs in dem Paragraphen über C. Kelch in der<br />

‘Abhandlung’, in dem im Zusammenhang mit Kelchs Darstellung über den Krieg<br />

zwischen Schweden und Russen, der in der Zeit der russischen „šmuta“ aus<br />

Streitigkeiten um die Besetzung des Zarenthrons entstanden war, betont wird, die<br />

Russen hätten in dem nachfolgenden Friedensschluß von Stolbova 1617 alle<br />

Ansprüche auf Livland aufgegeben, wie auch bei zwei vorangegangenen<br />

Friedensschlüssen, was in einer livländischen Geschichte hervorzuheben sei 65 . 1788<br />

veröffentlichte Hupel in den ‘NM’ von dem Genealogen H.J. von Lieven gesammelte<br />

Materialien zur Geschichte der livländischen Adelsfamilien und weist in einem<br />

Vorwort darauf hin, daß in ihnen zur Beförderung des allgemeinen Nutzen auf<br />

Weitschweifigkeit verzichtet worden sei 66 . Lieven selbst nimmt in seiner Einleitung<br />

Bezug auf Gadebuschs Ankündigungen, seine Adelsgeschichte umfasse bereits sechs<br />

bis sieben Bände und kommentiert dies als unnütze Weitschweifigkeit, die dazu<br />

führen werde, daß niemand diese Schrift lesen werde. Gadebuschs Entscheidung,<br />

Kirchenbücher als Quelle zu nutzen, bezeichnet Lieven als überflüssig, da ein<br />

Historiker aus ihnen nichts ziehen könne, was den Lesern nutze, seine wiederholte<br />

Betonung, das Werk basiere auf „sichern Gründen und Beweisen“ (S. 51) läßt jedoch<br />

vermuten, daß er - da er bedingt durch sein Amt nicht in Livland war - keine<br />

64 Vgl. A.W. Hupel, Topographische Nachrichten, Bd. 1, St. 7, Riga 1774, S. 179: „Daß aber die<br />

Geschichte so leicht übe [!] das Alterthum des rußischen Rechts an Liefland hinweg schlüpft, würde<br />

eine Verwunderung erregern [!] wenn, man nicht die sonderbaren Begriffe kennete, von welchen alle<br />

Deutsche und viele andere Geschichtschreiber vormals wider Rußland aus Misverstand eingenommen<br />

waren.“<br />

65 Vgl. Gadebusch, Abhandlung, § 66, S. 172.<br />

66 [H.J. von Lieven], Materialien zu einer liefländischen Adelsgeschichte, nach der bey der lezten<br />

dasigen Matrikul-Commission angenommenen Ordnung. In: NM, St. 15-17, (Riga 1788), S. 1-732;<br />

Lieven war bis 1789 Kommandant von Davidstadt (Finnland), vgl. DBL, S. 456.

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