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Download - Baltische Historische Kommission

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daher als eine auf historische Sachgemäßheit zielende Schilderung gelesen werden,<br />

wenn man die durch den Ort der Abfassung und durch die Einstellung als christlicher<br />

deutscher Priester bedingte Konzeption des Verfassers in Rechnung stellt.<br />

Gadebusch geht davon aus, Heinrich habe seine Chronik „auf Bitte seiner Herren“ 111<br />

abgefaßt, worunter er im Gegensatz zu Gruber, der dies auf die livländischen<br />

Schwertbrüder bezieht, die Bischöfe versteht, da Heinrich als Priester diesen sehr<br />

ergeben gewesen sei. In der Chronik läßt sich allerdings keine besondere Affinität<br />

Heinrichs zu Bischof Albert feststellen, es bleibt bei gängigen devoten Formeln eines<br />

Priesters höhergestellten Geistlichen gegenüber.<br />

Heinrich verfährt streng annalistisch nach drei verschiedenen Arten der Chronologie:<br />

Er zählt die Jahre Christi nach dem Annuntiationsstil, das heißt mit dem<br />

Jahreswechsel auf dem auf unseren Jahresanfang folgenden 25. März, und die<br />

Amtsjahre des Bischofs Alberts nach dem Tag seiner Weihe. Die gezählten Jahre<br />

sind „Pilgerjahre“ (anni peregrinationis) 112 , ihre Aufteilung richtet sich nach den<br />

Zeitpunkten der Abreise der Winterfahrer und Ankunft der Sommerfahrer und Pilger<br />

in Livland. Dieses der praktischen Zeitrechnung der Livländer angepaßte<br />

chronologische Gerüst bleibt der Darstellung gegenüber stets im Hintergrund, die<br />

sich vielfach von ihm löst, was Gadebusch zu Klagen über die Unmöglichkeit einer<br />

exakten Datierung eines Ereignisses auf Basis der Chronik führt:<br />

„[...] aber wenn, das hat Heinrich nicht gemeldet, und dadurch die Sache noch verworrener<br />

gemacht, daß er seine Geschichten nicht nach den Jahren Christi, sondern<br />

nach Albrechts Regierungsjahren aufgezeichnet.“ 113<br />

Heinrichs Wort- und Sprachschatz läßt viele Anklänge an die Bibel und liturgische<br />

Bücher erkennen, aus der Rhetorik übernimmt er Gemeinplätze des patristischen<br />

Stils, wie Antithesen, rhetorische Fragen und Ironie und neigt zu einer formelhaften,<br />

stereotypen Ausdrucksweise, die Gruber als schlechten Stil kritisiert:<br />

„eas res omnes homo Livonus, qui cunctis ipse interfuit, rudi quidem stile et<br />

scribentis seculum redolente.“ 114<br />

In der Bewertung der Chronik Heinrichs in den ‘Jahrbücher[n]’ als „deutliches Zeugniß“<br />

des ältesten „einheimischen“ Geschichtsschreibers, der die Ereignisse, über die<br />

111 Vgl. Gadebusch, Abhandlung, § 7, S. 9.<br />

112 Vgl. Heinrich, Chronicon Livoniae[FrhvSt, Bd. 24, S. XXVII].<br />

113 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I1, S. 31.

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