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Download - Baltische Historische Kommission

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145<br />

Meister gespielt“ hatte 202 und mit verschiedenen Listen versuchte, die geistliche und<br />

weltliche Herrschaft über Livland an sich zu ziehen, was in der bereits 1207 vom<br />

Orden geforderten Teilung des gesamten Landbesitzes kulminierte. Die Frage, ob die<br />

Bischöfe andere Ziele verfolgten, oder ob bei ihnen nicht ebenfalls die Mission<br />

hinter Eroberungspolitik und politische Ambitionen zurücktrat, wird in den<br />

‘Jahrbücher[n]’ nicht gestellt. Die Querelen zwischen dem Bistum Riga und dem<br />

Livländischen Orden umfaßten neben Fragen über die Zuständigkeit der<br />

Gerichtsbarkeit in den Städten und der Bestimmung neuer Bischöfe auch<br />

Streitigkeiten in Kleiderfragen 203 . Gadebuschs negative Beurteilung gilt dem<br />

Ritterorden als Institution und besonders dem Heidenkampf, die Politik<br />

verschiedener Hochmeister und livländischer Meister wie zum Beispiel Konrads von<br />

Jungingen, „unter welchem der deutsche Orden im größten Flor gestanden hat“ 204 ,<br />

dessen Gnadenbrief für die Ritterschaft Harriens und Wierlands von 1396/97<br />

abgedruckt wird, und Wolthers von Plettenberg, der sich verdient machte um den<br />

Ausbau und die Sicherung des Landbesitzes und sein diplomatisches Vorgehen in<br />

Moskau und Novgorod im Streit mit den Hansestädten und den darauf folgenden Zügen<br />

gegen die Russen, sowie die Person Gotthart Kettlers, „der glückliche Schöpfer<br />

eines neuen Fürstenthums“ 205 sind hiervon ausgenommen.<br />

Eine gefälschte päpstliche Bulle 206 erregt das besondere Interesse Gadebuschs. In ihr<br />

erklärt ein nicht nachweisbarer Papst Johann 1387 den Erzbischof Friedrich von<br />

Köln und die Bischöfe von Magdeburg und Utrecht zu Beschützern des<br />

Livländischen Ordens. Ein chronologischer Durchgang durch die Liste der Päpste<br />

und eine Prüfung des Inhalts läßt Gadebusch zu dem Schluß kommen, daß kein Papst<br />

dieses Namens in dem fraglichen Zeitraum nachzuweisen sei und daß es sich daher<br />

um eine vom Orden initiierte Fälschung handeln müsse, mit der dieser sich von dem<br />

1361 ausgesprochenen päpstlichen Bann zu lösen suchte. Auf Basis dieser Bulle<br />

habe der Erzbischof Friedrich von Köln [Friedrich III.] im selben Jahr einen<br />

202 Gadebusch, Jahrbücher I1, § 167, S. 449f.<br />

203 Die Rigaer Domherren legten 1371 das weiße, dem Ordenshabit ähnliche Prämonstratensergewand<br />

ab und nahmen statt dessen die schwarze Augustinerkleidung an, was sie für neue Mitglieder<br />

attraktiver machte, der Orden verlangte, daß die Domherren dieselbe Kleidung wie die Ordensbrüder<br />

tragen sollten, vgl. Gadebusch, Jahrbücher I1, § 185, S. 474f.<br />

204 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 8, S. 17.<br />

205 Gadebusch, Rede, worinn einige Begebenheiten der ältern Geschichte Lieflands erläutert werden,<br />

bey der Gelegenheit, als der Herr Syndikus Johann Giese Schulz zu Dörpat am 21sten Hornung 1772<br />

eingeführt wurde. In: G. Schlegel, Vermischte Aufsätze und Urtheile, Bd. 1, St. 3, S. 184.<br />

206 Es wird nicht klar, ob Gadebusch eine Abschrift dieser Bulle vorgelegen hat, er führt keine Belegstellen<br />

an, nennt jedoch Ausstellungsdatum und -ort, vgl. Jahrbücher I1, § 198, S. 490, Anm. i).

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