02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

109<br />

Angliederung des größten Teiles des Erzstiftes mit seinen Verbindungen nach<br />

Livland und Estland an die dänische Reichskirche.<br />

Die Sympathie Heinrichs für die Letten, die als einziges Volk das Christentum<br />

freiwillig angenommen hatten, verleitete Gruber zu der Vermutung, der Verfasser<br />

der Chronik müsse ein Lette sein, der von einem Bischof in den geistlichen Stand<br />

gehoben worden war, Arndt verfestigt in seiner Übersetzung diese These, die sich<br />

lange in der Forschung gehalten hat, erst in der jüngeren wird sie als<br />

Interpretationsfehler des ersten Herausgebers der Chronik bewertet, man erkannte,<br />

daß Spracheigentümlichkeiten und „ein stark ausgeprägtes deutsches<br />

Nationalgefühl“ 109 auf eine deutsche Herkunft Heinrichs hinweisen. Neben den<br />

Selbstzeugnissen in der Chronik und drei urkundlichen Erwähnungen ist wenig über<br />

die Person Heinrichs bekannt. Als sicher kann gelten, daß er im Frühjahr 1205 im<br />

Gefolge des Livenbischofs Albert von Buxhövden aus dem Domkapitel Bremen in<br />

Livland eintraf, an den Kämpfen gegen die heidnischen Litauer teilnahm, bei den<br />

Massentaufen der Liven dabei war und Priester der Letten in Papendorf bei Wenden<br />

an der Ymera wurde. In der Zeit vom Frühsommer 1225 bis zum April 1226<br />

begleitete er den päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena auf seinen Reisen durch<br />

Estland. Die Schilderung der Kriegszüge gegen die Esten nimmt in der Chronik den<br />

größten Raum ein, vor diesem Thema tritt sogar das der Mission zurück. So werden<br />

die entscheidenden Feldzüge der christlichen Heere zwischen 1216 und1220, der<br />

Aufstand der Esten von 1223 (Kapitel XXVI, 6 bis 13) und die Wiedereroberung<br />

Dorpats 1224 (Kapitel XXVIII, 5 und 6) geschildert. Da Heinrich als<br />

Kreuzzugsschriftsteller in seiner Chronik nicht die Geschichte des Landes, sondern<br />

den Verlauf der Christianisierung darstellen will, beruht seine Schilderung auf<br />

eigenen Erinnerungen und auf Materialien von Amtsbrüdern. Nur vereinzelt läßt sich<br />

die Benutzung von Urkunden nachweisen, die ihm in seiner amtlichen Eigenschaft<br />

als Priester bekannt sein mußten, wie zum Beispiel das Protokoll des Vierten<br />

Laterankonzils, auf dem Livland als Marienland anerkannt wurde (Kapitel XIX, 7).<br />

Die Chronik ist nicht im Auftrage eines bestimmten Herren entstanden 110 und kann<br />

109 Heinrich v. Lettland, Chronicon Livoniae [im folgenden: FrhvSt, Bd. 24, S. IX]; vgl. P. Johansen,<br />

Die Chronik als Biographie. Heinrich von Lettlands Lebensgang und Weltanschauung. In: JBGO<br />

N.F., 1 (1953), S. 6f.<br />

110 Die in der Forschung lange umstrittenen Passage „rogatu dominorum et sociorum“ aus Kap.<br />

XXIX, 9, bei der gemutmaßt wurde, ob es sich um einen Auftrag des Bischofs, des Ordensmeisters<br />

oder beider gemeinsam handele, wird heute als Hinweis auf eine Anregung durch Amtsbrüder und<br />

Freunde des Verfassers verstanden, vgl. Heinrich von Lettland, Chronicon Livoniae [FrhvSt, Bd. 24,<br />

S. XVIIIf.]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!