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354<br />

Paragraphen in dem Nakaz der Zarin Katharina II. von 1767 angeregt worden war 43<br />

- als Taten eines „Patrioten“ betrachtet, der sein ganzes Leben und Wirken<br />

ausschließlich dem Allgemeinwohl widmet. Eisens praktische Tätigkeiten rührten<br />

aus seiner positiven Einstellung der Natur und ihrer Nutzung gegenüber her, die ihn<br />

zu immer neuen Experimenten inspirierte.<br />

Weniger Interesse bringt Gadebusch dem Theologen Eisen entgegen, der immerhin<br />

zwei systematische Schriften verfaßt hatte, deren Pläne bis in das Jahr 1750 zurückreichen<br />

44 . Er erwähnt lediglich, Eisen habe begonnen, eine theologische Moral auszuarbeiten,<br />

diese aber unfertig liegen gelassen. So erfolgreich Eisens Publikationen<br />

über seine praktischen Tätigkeiten waren, desto geringer war die Zustimmung, die<br />

ihm für seine religiösen Schriften entgegengebracht wurde. Auch Gadebusch scheint<br />

Kritik an Eisens theologischen Werken geäußert zu haben, in denen dieser als Kind<br />

einer Epoche der aufgeklärten Bibel- und Religionskritik die Idee der Willensfreiheit<br />

der Menschen vertrat und die negative kirchliche Lehre vom Sündenfall und der Erbsündenschuld<br />

ablehnte. Beeinflußt von den englischen Deisten und deren Polemiken<br />

gegen den traditionellen Protestantismus sieht Eisen das Christentum ausschließlich<br />

als Morallehre, in deren Mittelpunkt die Seligkeit des Menschen als Sinn seines irdischen<br />

Lebens steht.<br />

Gadebuschs Interesse erregt Eisens Abstammung; er erklärt, er sei<br />

„[...] im Stande allhier von den adelichen Vorfahren unsers Eisen zu handeln, indem<br />

ich davon eine genealogische Tabelle und sehr zuverlässige Beweise, die auch zum<br />

Theil längst gedruckt sind, in Händen habe.“ [S. 285],<br />

nach denen sich die Genealogie bis in das Jahr 968 zurückführen lasse. Die eher bürgerliche<br />

Pastorenfamilie Eisen leitete in dieser ihre Herkunft von einer adligen<br />

Familie von Haym ab, die sich nach ihrem böhmischen Landgut auch Eisen von<br />

Schwarzenberg nannte. Eisen selbst hatte eine zwiespältige Haltung Standesfragen<br />

gegenüber entwickelt: einerseits ließ er sich von Gadebusch unter vollem Namen in<br />

die ‘Bibliothek’ aufnehmen, andererseits unterzeichnete er seine Briefe stets nur mit<br />

42 Johann Alexander Döderlein (1675-1745), ein Großonkel Eisens mütterlicherseits, hinterließ eine<br />

Reihe von historischen und archäologischen Schriften und war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften.<br />

43 Vgl. Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 282 [irrtümlich ist hier der § 276 angegeben, gemeint ist §<br />

267 des Nakaz].<br />

44 Das Christenthum nach der gesunden Vernunft und der Bibel, Riga 1777; Das thätige Christenthum<br />

in Betracht für jedermann, Mitau 1777; vgl. Gadebusch, Bibliothek, Bd. 1, S. 251: „Im Jahre 1750.<br />

fing er an, eine theologische Moral zu schreiben, womit er sich lange beschäfftiget hat.“

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