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Download - Baltische Historische Kommission

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272<br />

prägnantestem politischen Charakteristikum in den Vordergrund der<br />

Auseinandersetzung mit der Gesetzeskommission zu stellen 132 .<br />

Eine extreme These in der Diskussion um die Bewertung der <strong>Kommission</strong> etablierte<br />

der Leipziger Historiker G. Sacke in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit<br />

seinen Arbeiten, die von sowjetrussischen Historikern aufgenommen wurde 133 . Für<br />

ihn sind der ‘Nakaz’ und die gleichzeitigen Schriften der Zarin nicht nur weit von<br />

liberalen Denkweisen entfernt, sondern stellen sogar einen unmittelbaren Angriff auf<br />

den Einfluß der Adligen in der Regierung des Reiches - besonders der Gruppe um<br />

Nikita I. Panin - dar. Sacke spürt der Bedeutung der <strong>Kommission</strong> für die Zarin nach<br />

und sieht sie als Erfüllung einer rein politischen Aufgabe ohne den mindesten<br />

Anschein einer liberalen Gesinnung Katharinas, die er als konsequente Vertreterin<br />

des Absolutismus charakterisiert. Er vertritt die These, die Zarin sei gegen jegliche<br />

Beteiligung der Volksvertreter an der Gesetzgebung gewesen und habe durch<br />

Einflußnahme auf die Wahl der Deputierten die Zahl der Adligen zugunsten<br />

derjenigen der Stadtbürger deutlich reduziert, um auf diesem Weg die<br />

Aufrechterhaltung ihrer souveränen Herrschaft zu sichern und zu verhindern, daß die<br />

<strong>Kommission</strong> zu einem „Werkzeug der Adelsherrschaft“ werde 134 .<br />

6.5.2.) Der Nakaz und seine Vorbilder<br />

In ihrem am 30. Juli 1767 zur Eröffnung der Deputiertenversammmlung in Moskau<br />

in russischer Sprache publizierten ‘Nakaz’ - der Instruktion für die Gesetzgebende<br />

<strong>Kommission</strong>, deren Inhalt die Zarin noch im Zusammenhang mit der<br />

Gouvernementsreform vom November 1775 als gelungen bezeichnet<br />

135<br />

-<br />

132 Stellvertretend hierfür sei E. Donnert genannt, der konstatiert: „Die politischen Neuordnungsversuche,<br />

die Katharina II. auf der gegebenen sozialen Grundlage unternahm, folgten dem von der<br />

Aufklärung gewiesenen doppelten Gesichtspunkt, die Regulativkraft des Staates zu verstärken und<br />

zugleich das gesellschaftliche Potential zu aktivieren.“, E. Donnert, Katharina II. in ihrem Verhältnis<br />

zur Aufklärung, Freimaurerei und gesellschaftskritischen Literatur in Rußland. In: Archiv für<br />

Kulturgeschichte, 81 (1999), H. 1, S. 85.<br />

133 Vgl. G. Sacke, Zur Charakteristik der gesetzgebenden <strong>Kommission</strong> Katharinas II. von Rußland. In:<br />

Archiv für Kulturgeschichte, 21 (1931), S. 161-191; ders.; Katharina II. in Kampf um Thron und<br />

Selbstherrschaft. In: Archiv für Kulturgeschichte, 23 (1932), S. 191-216; ders.; Adel und Bürgertum<br />

in der gesetzgebenden <strong>Kommission</strong> Katharinas II. von Rußland. In: JBGO, III (1938), S. 408-417 u.<br />

ders.; Die Gesetzgebende <strong>Kommission</strong> Katharinas II. Ein Beitrag zur Geschichte des Absolutismus in<br />

Rußland [JBGO, Beiheft 2], Breslau 1940.<br />

134 Vgl. G. Sacke, Adel und Bürgertum in der Gesetzgebenden <strong>Kommission</strong> Katharinas II. von Rußland.<br />

In: JBGO, 3 (1938), S. 409.<br />

135 Vgl. Brief der Zarin an den Philosophen und Schriftsteller Friedrich Melchior Grimm vom 29.<br />

November 1775: „Mes derniers règlements du 7 nov. contiennent 250 pages inquarto inprimées, mais<br />

aussi je vous jure que c’est que j’ai jamais fait de mieux et que vis-à-vis de cela je ne regarde<br />

l’instruction pour les lois dans ce moment-ci que comme un bavardage. Haha!“, SIRIO, Bd. 23, St.

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