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Download - Baltische Historische Kommission

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303<br />

„Die Wörter Styl und Schreibart bedeuten zwar überhaupt die Art und Weise, wie<br />

man schreibt, d.i. andern seine Gedanken durch geschriebene Worte ausdruckt, und<br />

in diesem Verstande gibt es einen guten und einen schlechten Styl. Allein im engeren<br />

Sinn bezeichnen sie die gehörige Art, andern seine Gedanken auf eine zweckmäßige<br />

und schöne Art durch Worte vorzutragen, so daß auch der mündliche Ausdruck nicht<br />

davon ausgeschlossen bleibt.“ 39<br />

Gadebusch ist bemüht, sich in seinen gedruckten historiographischen Werken<br />

bewußt von dem rein annalistischen Stil der ihm vorliegenden Chroniken zu lösen<br />

und literarisch anspruchsvolle Geschichtsschreibung zu verfassen,<br />

Forschergelehrsamkeit und Darstellungskunst auf einer mittleren Stilebene zu<br />

vereinen. Erste Bedingung der historischen Darstellung bleiben Wahrheit und<br />

Objektivität, die nicht - wie bei Voltaire, der „mehr nach witzigen Einfällen haschet,<br />

als historische Wahrheiten “ 40 zu berichten - zugunsten einer stilistischen<br />

Ausgestaltung vernachlässigt werden dürfen. Merkmale des mittleren Stiles sind<br />

nach Adelung unbedingte Klarheit und Präzision, „weil diese Art des Ausdrucks oft<br />

wenig andere positive Arten der Schönheit verstattet, deren Mangel denn durch diese<br />

ersetzt werden muß.“ 41 In den ‘Jahrbücher[n]’ bedient Gadebusch sich eines<br />

veredelten Chronikstils, der - rhetorisch durchkomponiert - von altertümlichen<br />

Wortgestaltungen und archaischen Flexionen („lieben Bürger“, vgl. Jahrbücher II2, §<br />

242, S. 557) durchsetzt ist. In seinen historiographischen Schriften kann man drei<br />

verschiedene Text- und Stilebenen ausmachen, die nicht konsequent voneinander<br />

getrennt bleiben:<br />

1.) die der fortlaufenden Erzählung<br />

2.) Unterbrechungen für eine besondere Dramatik<br />

3.) die der eingeschobenen Reden.<br />

In der fortlaufenden Erzählung historischer Sachverhalte läßt sich ein reflektierter<br />

Gebrauch des Tempus feststellen: als angemessenes Regeltempus verwendet Gadebusch<br />

das Präteritum, in den Unterbrechungen für besondere Dramatik und den<br />

eingeschobenen Reden wechselt er in das Präsens, ebenso in argumentativen<br />

Passagen, die sich mit Quelleninterpretationen oder Forschungsaussagen befassen.<br />

Adelung zufolge ist die Konstruktion des Übergangs von einer Thematik zur<br />

nächsten eine „dem historischen Style vorzüglich eigene Figur“ 42 , da in ihr mehrere<br />

39 J. C. Adelung, Ueber den Deutschen Styl, Bd. 1, Einleitung, S. 25.<br />

40 Gadebusch, Jahrbücher III3, § 107, S. 330, Anm. c).<br />

41 J.C. Adelung, Ueber den Deutschen Styl, Bd. 2, S. 33.<br />

42 J.C. Adelung, Ueber den Deutschen Styl, Bd. 2, S. 101.

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