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112<br />

die sich eher auf den Anteil der Kaufleute bei der „Aufsegelung“ konzentrierten,<br />

fand Gadebusch in F. Nyenstedts Chronik vor, aus der er die entsprechende Passage<br />

als Beleg abdruckt, ohne dessen Quellen angeben zu können 117 . Die Vorstellung<br />

einer vom Reich auf die Kirche gekommenen Missionspflicht lehnt er als spätere<br />

gedankliche Erfindung ab:<br />

„Ja, saget man, es ward die Erzählung erdichtet, daß der damalige Aberglaube bald<br />

einen höheren Wink, einen Ruf zur Bekehrung der heidnischen Einwohner und ein<br />

unwidersprechliches Recht auf deren Land, Güter und Personen darinn finden<br />

sollte.“ 118<br />

Diese These war in den älteren livländischen Chroniken vertreten worden, so zum<br />

Beispiel von C. Kelch, der nach der Klage über einen allgemeinen Verfall des<br />

christlichen Glaubens in Europa und dem Lob der Herrschaft Kaiser Friedrichs I.<br />

(Barbarossa) die „Aufsegelung“ Livlands als Werk Gottes begreift, der die in einen<br />

Sturm geratenen Bremer Kaufleute an das Ufer der Düna leitete, wo sie auf zunächst<br />

feindlich gesinnte Liven - einen westfinnischen, den Esten eng verwandter Volksstamm,<br />

der am Mittel- und Unterlauf der Livländischen Aa und am Unterlauf der<br />

Düna siedelte - stießen, die nach Friedensbekundungen Honig und Wachs zum<br />

Handel anboten 119 . Der Begriff der „Aufsegelung“ knüpft an das von B. Russow<br />

verwendete Verb „upsegeln“ an, mit dem er die Passage von Heinrich übernahm. Ein<br />

Vergleich mit der ältesten Handschrift der Chronik Heinrichs, die 1862 von dem<br />

polnischen Bibliothekar August Bielowski in der Warschauer Bibliothek des Grafen<br />

Zamojski gefunden wurde, erweist allerdings, daß gerade die Passage über die<br />

„Aufsegelung“ eine spätere Interpolation darstellt 120 . Gadebusch kann keinen<br />

Nachweis von Interpolationen in den Chroniken durchführen und greift, in<br />

Unkenntnis des durch die archäologische Forschung erwiesenen Bildes eines dichten<br />

116 Gadebusch, Jahrbücher I1, § 7, S. 13.<br />

117 Vgl. F. Nyenstedt, Livländische Chronik, Kap. VI, VII; Gadebusch, Jahrbücher I1, § 11, S. 18- 21,<br />

Anm. u).<br />

118 Gadebusch, Jahrbücher I1, § 7, S. 13.<br />

119 Vgl. C. Kelch, Liefländische Historia, S. 43f.; ebenso F. Nyenstedt, Livländische Chronik, Kap. V<br />

[MLA, Bd. 2, S. 14], der allerdings mit 1148 sehr früh datiert.<br />

120 Vgl. P. Johansen, Die Legende von der Aufsegelung Livlands durch Bremer Kaufleute. In: Europa<br />

und Übersee. Festschrift für E. Zechlin, Hamburg 1961, S. 42-68, hier besonders S. 44; mit der<br />

Edition dieser Handschrift ist auch die Legende von der „Aufsegelung“ Livlands in der Historiographie<br />

verbreitet worden, vgl. P. Johansen, Die Legende von der Aufsegelung, S. 52.

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