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Download - Baltische Historische Kommission

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Landes 2 . Ziel seiner Bemühungen in der Historiographie ist es, die bislang singulär<br />

bearbeitete politische Geschichte Livlands als ein Teilgebiet in eine<br />

Gesamtdarstellung des Landes einzufügen. Dabei ist Gadebuschs Interesse an<br />

Voltaire genrebezogen und bleibt auf die Geschichtsschreibung beschränkt, der<br />

Einfluß der Schriften, die nur den Zweck haben, den christlichen Glauben zu<br />

unterminieren, lehnt Gadebusch vehement ab, ohne sich direkt mit Voltaires<br />

religiöser Einstellung auseinanderzusetzen. Kein Interesse finden dessen Tragödien<br />

und Romane. Gadebusch kennt die bedeutendsten historischen Werke des Franzosen,<br />

wie den halb historischen und halb philosophischen ‘Essai’, in dem Voltaire die<br />

langsamen Fortschritte der Vernunft der Geschichte der Menschheit zeigen will und<br />

die ‘Geschichte Karls XII’. Voltaires universalgeschichtlicher Ansatz, der die Kultur<br />

mit allen Aspekten menschlichen Lebens verband und Geschichte zur kritischen<br />

Aufarbeitung anthropologischer Erkenntnisse einsetzte, wird von Gadebusch<br />

übernommen, indem er grundsätzlich alle Themen aus den Gebieten der Geschichte,<br />

Politik, Ökonomie und Geographie bearbeitet, die ihm für seine Zeitgenossen<br />

nützlich erscheinen. Trotzdem wirft Gadebusch Voltaire vor, stets die gleichen<br />

Themen vorzutragen und seine geschichtsphilosophische Darstellungsweise, verstanden<br />

als Anwendung von philosophisch-kritischen Prinzipien in der Darstellung geschichtlicher<br />

Erscheinungen, wird als unwissenschaftlich abgelehnt:<br />

„Dieser [=Voltaire] hat sich am allerseltsamsten ausgedruckt, und hier [bei der Schilderung<br />

der Kapitulation Dorpats vor den Russen 1704, C.K.], wie sonst oft, gezeiget,<br />

daß er mehr nach witzigen Einfällen haschet, als historische Wahrheiten aufsuchet.“<br />

3 ,<br />

jedoch immer wieder als Beleg herangezogen 4 . Kritisch bewertet er weiterhin<br />

Voltaires von den Ideen der Aufklärung geprägten Durchgang durch die<br />

Weltgeschichte, in dem Menschen der verschiedensten Epochen, Zonen und Breiten<br />

unter allen geschichtlichen Bedingungen als gleichermaßen vernunftbegabte Wesen<br />

verstanden werden, die immer wieder vom Weg der Vernunft abirren und deren<br />

2 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I1, unpaginiertes Vorwort [9. u. 10. S.]: „Nicht so sehr habe ich auf<br />

Kriege mein Augenmerk gerichtet, als auf das, was zu Friedenszeiten geschehen, [...], was zum Glück<br />

und Unglück des Landes, der verschiedenen Einwohner, der Stände, der einzelnen Glieder, zum<br />

Wachsthum und zur Abnahme beygetragen [...], und wie die Einwohner so oft ihr eigenes Verderben<br />

befördert haben, durch die Uneinigkeit und die daraus entspringenden innerlichen Unruhen, welche<br />

oft in blutige Kriege ausgeschlagen sind.“<br />

3 Gadebusch, Jahrbücher III1, S. 330, Anm. c).<br />

4 Die wichtigsten Werke Voltaires sind für Gadebusch Histoire de l’Empire de Russie sous Pierre le<br />

Grand, Leipzig 1761, Leben Karls XII., Königs von Schweden, Stockholm 1734, der Essai sur le<br />

moeurs wird nicht gesondert erwähnt, darf aber als bekannt vorausgesetzt werden.

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