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350<br />

erkannte in Patkul einen Aufrührer, der sich gegen seine Obrigkeit aufgelehnt hatte<br />

und in der Hinrichtung seine gerechte Strafe empfing 33 , die Aufklärungsschriftsteller<br />

waren nüchterner und sahen in Patkul eine Mischung von Landesverräter und Patriot.<br />

Nach Patkuls Hinrichtung 1707 war eine Schrift seines letzten Beichtvaters - des<br />

schwedischen Regimentspastors Lorenz Hagen - erscheinen, die einerseits mit<br />

protokollarischer Genauigkeit die Ereignisse der letzten Jahre schildert, andererseits<br />

als Erbauungsschrift Patkuls Frömmigkeit und Bibelkenntnisse vorführt<br />

Gadebusch bezieht sich mehrfach auf Hagens Schrift, zitiert sie ausführlich und<br />

beschränkt sich auf die Darstellung von Patkuls Lebensweg nach 1694, das<br />

Geschehen im Rahmen der Güterreduktion wird erst in den ‘Jahrbücher[n]’<br />

ausführlich betrachtet 35 . Dabei eliminiert er in der ‘Bibliothek’ noch alle negativen<br />

Aspekte des Patkulbildes und gelangt erst in den ‘Jahrbücher[n]’ zu einer<br />

ausgewogeneren Darstellung.<br />

Mit der Publikation der beiden biographischen Sammelwerke zur livländischen Gelehrtengeschichte<br />

lenkte Gadebusch die historische Forschung Livlands in neue Bahnen<br />

und gab den Anstoß zu weiteren Sammlungen. 1782 veröffentlichte der<br />

Naturforscher und Schriftsteller J.B. Fischer in Hupels ‘NM’ Zusätze zu Gadebuschs<br />

‘Bibliothek’, in denen er weitere 248 Personen und in einem zweiten Teil Berichtigungen<br />

und Ergänzungen zu 113 Personen aufnahm. Aus dem Bestreben, „seine in<br />

der vaterländischen Gelehrtengeschichte erworbene große Kenntniß gemeinnützig zu<br />

machen“ (S. 5, Anm. +) , hatte er Hupel das Material zugesandt, der es mit einem<br />

Seitenhieb auf die Umfänglichkeit von Gadebuschs Schrift versieht, die Fischers ausschließlich<br />

Daten kumulierende Arbeitsweise legitimiere. Ebenso wie Gadebusch<br />

führt Fischer Personen an, die entweder in Livland geboren, dorthin eingewandert<br />

34 .<br />

32 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 2, S. 328-340.<br />

33 C. Kelch, Liefländische Historia. Continuation 1690-1707, S. 574: „Dieses nun [die Hinrichtung<br />

1707, C.K.] war der schmähliche Ausgang der Verwegenheit eines Privatmenschen und eines Unterthanen,<br />

der wider seinen natürlichen König und wider seine höchste Obrigkeit Rache üben wollte,<br />

sich auch nebst seinem Anhange eine Zeit lang nicht wenig kitzelte, dass er es so weit als oben erzählet<br />

worden, in seinem Vorhaben gebracht hatte; nunmehro aber (wiewohl zu späte) lernete, dass<br />

der am Klügsten handele, der sich unter die Aufrührer nicht mischet, sondern nach der Schriftlehre<br />

Gott fürchtet und dann ehret den König.“<br />

34 L. Hagen, Unpartheyischer Bericht von der Aufführung Johann Reinhold Patkuls kurz vor und in<br />

seinem Tode. In: C. Gerber, 2. Anhang zu der Historie der Wiedergeborenen in Sachsen, S. 318-337;<br />

in: Theatrum Europaeum 18, Frankfurt 1720 (zum Jahr 1707), S. 279ff.<br />

35 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher III 2, § 241, S. 526 die Darstellung Patkuls als Märtyrer für die Interessen<br />

des livländischen Ständestaats im Rahmen der Güterreduktion; III3, § 25, S. 61: Patkul läßt sich<br />

von August II. als „Räuber und Feinde seines Vaterlandes“ gebrauchen und bringt Livland in Gefahr;<br />

III3, § 144, S. 429ff.: die aus Voltaire, Leben Carls XII., S. 152-154 übernommene Schilderung der<br />

Hinrichtung Patkuls.

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