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nothdürftigen Schutzes halben gerathschlaget, aber Gott erbarme es sich! nichts<br />

ausgerichtet. [...]“ 57<br />

Quelle für diese Rede ist Nyenstedts Chronik, der den Bürgermeister direkt reden<br />

läßt 58 . In den überwiegenden Fällen führt Gadebusch mit den Figurenreden seinen<br />

Lesern zeitlich weiter entfernte Ereignisse vor Augen. Charakteristisch ist ein rascher<br />

Wechsel zwischen der Ebene der fortlaufenden Erzählung und den beiden Arten der<br />

Figurenrede (direkte und indirekte), wie bei der Darstellung der Verhandlungen über<br />

die Gültigkeit des 1452 zwischen dem Erzbischof von Riga und dem Meister des<br />

Livländischen Ordens geschlossenen Kirchholmer Vertrages. Dieser Vertrag teilte<br />

die Herrschaft über die Stadt Riga zwischen beiden Parteien auf, die Stadt wurde<br />

dem Orden gegenüber ausdrücklich zur Heeresfolge verpflichtet. In den folgenden<br />

Jahren waren sowohl die Stadt als auch der Erzbischof darum bemüht, die<br />

Bestimmungen aufzuheben. Gadebusch sieht die Differenzen zwischen Bistum und<br />

Orden als treibende Kraft für die Geschichte des Landes bis 1561 und widmet ihren<br />

Schilderungen daher breiteren Raum als seine Quellen Nyenstedt, Kelch, Hiärne und<br />

Arndt 59 . Die Übernahme einiger Figurenreden aus der ihm vorliegenden Literatur<br />

verdeutlicht, daß er trotz seiner geäußerten Ablehnung einer rhetorischen<br />

Geschichtsschreibung gegenüber, die der Schönheit der Rede einen höheren Wert als<br />

der Faktengenauigkeit zumißt, sich in der Praxis an einigen Stellen stärker um die<br />

sprachliche Ausgestaltung des Textes als um die historische Authentizität bemüht.<br />

So scheut er nicht davor zurück, aus A.L. Schlözers ‘Schwedische[r] Biographie’<br />

eine Anekdote unkommentiert zu übernehmen, die dem russischen Zaren Peter I. die<br />

niederdeutschen Worte: „Dat hefft hem de Düwel gelehrt.“ in den Mund legt 60 .<br />

Ein beliebtes Mittel der Darstellung, das Gadebusch aus der humanistischen Geschichtsschreibung<br />

übernimmt, ist die sogenannte katechetische Methode, die bis in<br />

das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts zur Anwendung gelangt 61 . Mit ihr wird versucht,<br />

das historische Wissen in Form von Dialogen des Geschichtsschreibers mit<br />

57 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 158, S. 522.<br />

58 Vgl. F. Nyenstedt, Livländische Chronik Kap. 24 [MLA, Bd. 2, S. 52]<br />

59 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher I2, ab § 20.<br />

60 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher III3, § 122, S. 384; A.L. Schlözer (Hg.), Schwedische Biographie, T.<br />

1, S. 127; Schlözer übersetzt hier eine 1757 schwedisch veröffentlichte Denkschrift des Reichsrates<br />

Adam Ludwig Löwenhaupt, der die Anekdote als „Augenzeuge“ erlebt hat; Schlözer weist in seiner<br />

Vorrede auf die Weitschweifigkeit und Fehlerhaftigkeit der Schrift hin, betont aber auch, daß sie<br />

„wenigstens mittelbar zur pragmatischen Einsicht in die großen Begebenheiten dieses Krieges [des<br />

Nordischen, C.K.] vortrefflich dienen“ kann und überläßt ein endgültiges Urteil seinen Lesern, vgl.<br />

Vorrede, 8. u. 9. S..<br />

61 Vgl. H.-J. Pandel, Historik und Didaktik, S. 40.

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