02.11.2013 Aufrufe

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

Download - Baltische Historische Kommission

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

23<br />

2.) Grundlegungen<br />

2.1.) <strong>Historische</strong> Grundlegungen<br />

2.1.1.) Geschichtsschreibung im 18. Jahrhundert<br />

Nach 1750 lassen sich in der Geschichtsschreibung tiefgreifende Wandlungen in den<br />

Methoden und den Fragestellungen nach dem Wesen des Menschen und dem Sinn<br />

seiner historischen Existenz konstatieren. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

wurde die Aufklärung als eine relativ homogene Bewegung betrachtet, die vom<br />

Wissenschaftsverständnis der Lehre Newtons geprägt wurde und deren Leitideen<br />

Ordnung, Vernunft und die Erforschung allgemeiner Naturgesetze waren. Die<br />

Feststellung der Priorität von Kausalitätsanalysen begründete die These, wirkliches<br />

geschichtliches Verstehen sei in der Zeit der Aufklärung nicht möglich gewesen. Die<br />

vom Historismus und der Romantik beeinflußte Annahme eines „ahistorischen“<br />

achtzehnten Jahrhunderts weicht zögerlich einer differenzierteren<br />

Betrachtungsweise, die bereits in der Aufklärungshistorie zahlreiche Elemente einer<br />

Geschichtsschreibung verwirklicht sieht, die bislang als Errungenschaften des<br />

Historismus galten. Man untersucht nun Methodik und Erkenntnisertrag der<br />

deutschen Akademien und Universitäten, arbeitet monographisch zu einzelnen<br />

Historikern und würdigt die Herausbildung eines historischen Bewußtseins im 18.<br />

Jahrhundert. Dennoch sprechen einige Forscher der Aufklärungshistorie weiterhin<br />

ihre spezifische Ausprägung ab und schreiben ihr eine „Zwischenstellung“ zwischen<br />

der im Mittelalter gepflegten Annalistik und der Geschichtsschreibung des<br />

Historismus zu 1 . In der vorliegenden Arbeit soll die Historiographie des 18.<br />

Jahrhunderts als durchaus eigenständig betrachtet werden, da sie auf Basis<br />

umfangreicher Quellencorpora beginnt, historische Methoden zu entwickeln, die an<br />

den heutigen wissenschaftlichen Kriterien meßbar sind, ohne allerdings ein geschlossenes<br />

historisches Begriffssystem auszubilden, das sich erst im folgenden Jahrhundert<br />

durch die verfeinerten wissenschaftlichen Ansprüche des Historismus<br />

entwikkelt 2 . Die Geschichte, von der sich bereits im Humanismus die historisch-<br />

1 Vgl. H. Henel, Die Entwicklung des geschichtlichen deutschen Prosastils bei Johannes von Müller,<br />

Berlin 1928, S. 24; ebenso P.H. Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />

2 Vgl. G. Iggers, The German Conception of History. The national tradition of historical thought from<br />

Herder to the present, Middletown 1968, S. 29; Ders., Neue Geschichtswissenschaft. Vom Historismus<br />

zur historischen Sozialwissenschaft, München 1978, S. 22; die Betonung des publizistischen<br />

Charakters historiographischer Äußerungen und die These, das 18. Jahrhundert habe nur wenig<br />

professionelle Historiker hervorgebracht bei O. Dann, Das historische Interesse in der deutschen<br />

Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. In: K. Hammer / J. Voss (Hg.), <strong>Historische</strong> Forschung im 18.<br />

Jahrhundert. Organisation, Zielsetzung, Ergebnisse [Pariser <strong>Historische</strong> Studien, Bd. 13], Bonn 1976,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!