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Download - Baltische Historische Kommission

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Schilderung eines Besuches des Pastors G. Bergmann an, daß er sie diesem gerne<br />

ausführlich vorgestellt hätte, was aber an dessen Zeitdruck scheiterte 37 . Eine weitere<br />

Erwähnung findet die Bibliothek in den Reiseschilderungen des Direktors der<br />

mathematischen Klasse an der Berliner Akademie der Wissenschaften J. Bernoulli,<br />

der im Juni 1777 auf der Durchreise bei Gadebusch zu Gast war. Erschüttert von<br />

dem „traurigen Anblick“, den die Stadt zwei Jahre nach dem großen Brand immer<br />

noch bot, hielt er mit Verwunderung fest, daß bei Gadebusch am Mittagstisch<br />

überwiegend Französisch gesprochen wurde und zeigte sich beeindruckt von dessen<br />

„beträchtliche[r] Büchersammlung“ 38 .<br />

Gadebusch hatte seine Bibliothek selbst zusammengetragen, die<br />

Bestandsvermehrung erfolgte durch Kauf, Tausch und Schenkungen als Resultat der<br />

eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und seiner umfangreichen Korrespondenz mit<br />

anderen Gelehrten. Da er über das Entstehen der Sammlung mit Ausnahme einiger<br />

Passagen in seinen Briefen an Brotze wenig aufgezeichnet hat, lassen sich keine<br />

näheren quantitativen Aussagen über das Verhältnis treffen, in dem die drei<br />

Erwerbungsarten stehen. Die Kriterien für die Auswahl der Bücher hängen eng mit<br />

den Funktionen zusammen, die die Bibliothek zu erfüllen hatte. Aus den<br />

überlieferten Aussagen läßt sich ersehen, daß die Bestände nicht primär eine<br />

Sammelleidenschaft zu befriedigen hatten, sondern Gebrauchsmittel waren, die<br />

persönliches Interesse widerspiegeln. So war die Bibliothek unentbehrliches<br />

Hilfsmittel für die Anfertigung der Veröffentlichungen. Da es in Dorpat keine<br />

wissenschaftliche Bibliothek gab, war Gadebusch darauf angewiesen, wichtige<br />

Publikationen selbst zu besitzen, um den Ansprüchen in den Fachgebieten der<br />

Rechtswissenschaft und der Geschichtsschreibung Genüge zu tun und in den<br />

Randgebieten seines Interesses Quellen für allgemeine und einführende<br />

Informationen zur Verfügung zu haben.<br />

Eine vollständige Aufstellungen der rund 2600 hinterlassenen Bücher und<br />

Handschriften - vergleichbare Bücherzahlen finden sich für den Göttinger Historiker<br />

Gatterer (3895 Nummern im Katalog), den Göttinger Alttestamentler J.D. Michaelis<br />

(3759 Bände im Katalog von 1792) und als bemerkenswerte Ausnahme für<br />

37 „Gern hätte ich ihn mit meiner Bibliothek bekannt gemacht: aber er eilete und mußte, wie er sagete,<br />

eilen.“, Gadebusch, Brief an Brotze vom 16. 7. 1786, S. 2.<br />

38 Vgl. J. Bernoulli, Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen in<br />

den Jahren 1777 und 1778, Bd. 3, Leipzig 1779, S. 280.

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