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Bischof von Dorpat auf ein entspanntes Verhältnis mit seinem russischen Nachbarn<br />

angewiesen: „Dieses [Dorpat, C.K.] muste die Haare dazu geben, wenn man sich in<br />

Riga oder Wenden vom Raufen berathschlagete.“ 63 Arndts Begründungen werden in<br />

einer Art Pseudolehrgespräch widerlegt:<br />

„[...] 3) Daß der Bischof von Reval eine gar zu lange Messe gelesen, das mag seyn.<br />

Was hätte denn aber, wenn man all das übrige für wahr annimmt, eine<br />

Viertheilstunde machen können? 4) Der Bischof von Dörpat zog nach Hause und<br />

vereitelte den Feldzug. Warum? weil man ihm sagete, er wäre auf ihn gemünzet. Nun<br />

hätte der Meister Ursache gehabt, ihn anzugreifen. Warum ging er nach Riga? Diese<br />

Stadt lebete damals mit ihm in der größten Einigkeit.“ 64<br />

Die Ebenen des Stils werden von Gadebusch den moralischen Kategorien gut - böse<br />

angepaßt. Schildert er etwas in seinem Sinne moralisch Verwerfliches, wechselt er<br />

auf eine einfachere Stilebene, wie bei der Charakterisierung des Predigers Johann<br />

Georg Schilling, der als hoffärtig dargestellt werden soll:<br />

„Er gab eine besondere Heiligkeit vor, verursachete aber durch Ausbreitung<br />

allerhand irriger groben pietistischen Lehren und durch sein nachher ausgebrochenes<br />

böses Leben grosse Verwirrung und schädliches Aergerniß. Er verlobete sich mit<br />

einer Person, ob er gleich vorher eine andere geschwängert hatte, welche er auch<br />

nehmen mußte.“ 65<br />

Besonders herausragende und nachhaltige Ereignisse in der livländischen Landesgeschichte<br />

wie der Sieg des Zaren im Nordischen Krieg werden in engagierter Anteilnahme<br />

stilistisch ausgeschmückt:<br />

„Nun folget das für Livland merkwürdige Jahr, ein tausend sieben hundert und neun,<br />

in welchem der Zar, nach dem großen und herrlichen Siege bey Pultawa, sich entschloß,<br />

Livland völlig unter seine Bothmäßigkeit zu bringen, und es, wie wirklich<br />

geschehen, mit seiner Krone auf ewig zu verbinden.“ 66<br />

Eine andere Stilebene als in den historiographischen Werken wählt Gadebusch in<br />

seinen beiden überlieferten Reden. Die eine - von unbekannter Hand aufgezeichnet<br />

und mit einer erläuternden Einleitung versehen - hielt er im Juni 1782 als<br />

Justizbürgermeister zur Feier der Grundsteinlegung des 1775 abgebrannten<br />

(provisorischen) Rathauses der Stadt Dorpat 67 . Gadebusch beginnt seine Rede mit<br />

62 J.G. Arndt, Der Liefländischen Chronik Andrer Theil, S. 159.<br />

63 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 78, S. 219.<br />

64 Gadebusch, Jahrbücher I2, § 78, S. 219, Anm g).<br />

65 Gadebusch, Bibliothek, Bd. 3, S. 95.<br />

66 Gadebusch, Jahrbücher III3, § 154, S. 455.<br />

67 Nachricht von Wiedererbauung des Rathauses zu Dörpat und von der Feyerlichkeit, womit der<br />

Grundstein am zweyten Brachmonates 1782 geleget worden. In: Livonica, Riga 1782; die detaillierten<br />

Kenntnisse der Dorpater Gegebenheiten, der Geschichte des Gebäudes, das Wissen um die Höhe der

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