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Download - Baltische Historische Kommission

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Die Polen erteilten der Stadt im Dezember 1582 ein Privileg, das das Rigische Recht<br />

wieder zur Gültigkeit brachte, Religionsfreiheit gewährte, die Macht des Stadtrates<br />

auf jurisdiktionellem Gebiet jedoch durch einen Starosten erheblich einschränkte.<br />

Die Einführung der Gegenreformation in den folgenden Jahren ließ die gewährte<br />

Religionsfreiheit wertlos werden. 1625 von den Schweden erobert, mußte die Stadt<br />

in den folgenden Jahren ihre Rolle als Verwaltungszentrum des<br />

Generalgouvernements an Riga abtreten. 1626 wurden die alten Privilegien durch<br />

Gustav Adolph, 1645 von Christina bestätigt. Der Nordische Krieg brachte<br />

schließlich den Zusammenbruch Dorpats. 1704 wurde die Stadt nach sechswöchiger<br />

Belagerung gestürmt, im Januar 1708 ließ Peter I. die gesamte deutsche Bürgerschaft<br />

unter dem Vorwurf der Konspiration mit den Schweden aus der Stadt vertreiben und<br />

in das Innere des Russischen Reichs bringen, die estnische Bevölkerung blieb im<br />

Verborgenen in der Stadt. Die Russen schleiften die Festungswälle, zerstörten die<br />

Gebäude und entfernten Wertgegenstände. Erst 1714 erfolgte die Erlaubnis zur<br />

Rückkehr, im folgenden Jahr wurde mit dem Aufbau der Stadt begonnen. 1719 trat<br />

mit einem Bürgermeister und drei Ratsherren ein vom russischen<br />

Reichsjustizkollegium bestätigter Stadtrat zusammen 74 . 1725 waren zwei Prediger,<br />

sechs Ratsmitglieder, 35 Bürger der Großen, 57 der Kleinen Gilde, 22 nichtgildische<br />

deutsche und einige hundert estnische Einwohner in der Stadt, 1735 standen 69<br />

Häuser - 1699 waren es noch 219 - 1765 sollen es bereits 400 gewesen sein 75 . Die<br />

Stadttore lagen weiterhin wüst, über den Fluß, der zuvor nur mit Hilfe eines Prahms<br />

überquert werden konnte, führte bis 1784 eine Holzbrücke.<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts setzte mit einer neuen Einwanderungswelle ein<br />

wirtschaftlicher Aufschwung ein, in dessen Zusammenhang die Einwohnerzahl im<br />

Jahr 1774 auf mehr als 3000 anstieg 76 . In den 80er Jahren begannen - finanziert<br />

durch die Regierungsanleihe der Zarin - große bauliche Veränderungen, die der Stadt<br />

ein neues Zentrum im spätbarocken und frühklassizistischen Stil verschafften. 1782<br />

wurde die russische Kirche fertiggestellt, zwei Jahre später die von der Zarin<br />

geschenkte steinerne Brücke über den Embach und das im spätbarocken Stil erbaute<br />

gemeine Reiter, seyn wollten, so nannten sie sich, nach Art derer, die ehemals dem Orden zu<br />

Vermehrung des Staates gedient hatten, livländische Hofleute [...].“<br />

74 Vgl. Gadebusch, Jahrbücher IV1, § 38, S. 65.<br />

75 Vgl. G. von Rauch, Der Wiederaufbau der Stadt Dorpat nach dem Nordischen Kriege. In: ZfO, 32<br />

(1983), S. 482ff; J. Eckardt, Livland im 18. Jahrhundert, S. 513.<br />

76 Vgl. G. von Pistohlkors, Die Ostseeprovinzen unter russischer Herrschaft (1710/95-1914). In: Ders.<br />

(Hg.), <strong>Baltische</strong> Länder, S. 281; zum Vergleich: Riga hatte 1775 ca. 20 000 Einwohner.

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