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Download - Baltische Historische Kommission

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Hinweise auf naturwissenschaftliche und landwirtschaftliche Fragen, die in Livland<br />

einen wichtigen Themenbereich aufklärerischer Publikationen darstellen, werden in<br />

den historiographischen Werken im Vorübergehen mit einbezogen. So verweist er<br />

bei den Schilderungen der Streitigkeiten um die Braugerechtigkeit in der Stadt<br />

Dorpat auf die Naturgeschichte des Plinius, in der dieser die Herstellung<br />

verschiedener Branntweine beschreibt und bewertet die Nutzung der Braurückstände<br />

- der sogenannten Schlempe - als Futter für das Vieh: „Ich halte es für eine<br />

Notfütterung; denn es verderbet das Fleisch, das immer kleiner aus dem Kessel als<br />

hinein kömmt.“ 51 Der Branntweinbrand hatte sich nach 1766 im Russischen Reich<br />

und seinen Provinzen zu einem wichtigen wirtschaftlichen Thema entwickelt, da die<br />

Krone ein Monopol für den Alkoholvertrieb besaß und diesen distriktweise gegen<br />

eine feste Zahlung verpachtete, was dazu führte, daß viele Gutswirtschaften auf<br />

Brennereibetrieb umgestellt wurden 52 .<br />

Die Beschäftigung mit Autoren des klassischen Bildungskanons (Herodot, Vergil,<br />

Pausanias, Plinius, Justinian) - der römischen und besonders der griechischen Geschichte<br />

- in dem ursprünglich achtbändigen Manuskript ‘Anmerkungen zu Hieronymus<br />

Freyers und Johann Anton Niemayers Näheren Einleitung zur Universalhistorie’<br />

entspringt Gadebuschs Vorstellung, daß die Kultur in den Stadtstaaten Griechenlands<br />

und in der Herrschaft Roms eine erste Hochblüte erreicht habe. Griechenland<br />

erscheint in der Geschichte der menschlichen Kultur als das wichtigste Land,<br />

weil es dem menschlichen Verstande zur ersten Blüte verhalf, die griechische Kultur<br />

erfährt eine besondere Würdigung, weil sie in verschiedenen Punkten dem<br />

aufklärerischen Kultur- und Vernunftideal entsprach.<br />

Den Beweis, daß seine Arbeiten wissenschaftlichen Ansprüchen Genüge leisten,<br />

sieht Gadebusch in dem Verweis auf die große Menge rezipierter Literatur und in der<br />

Anführung der Bibliotheken und Archive, in denen er entweder selbst gearbeitet oder<br />

die Bekannte für ihn erforscht hatten. So werden folgende Bibliotheken angeführt:<br />

in Riga: die Hofgerichtsbibliothek, Ratsbibliothek und Stadtbibliothek und das<br />

Ritterschaftsarchiv 53 ,<br />

51 Gadebusch, Jahrbücher IV1, § 183, S. 434, Anm. b); Plinius Secundus d.Ä., Naturalis historiae, B.<br />

14: Botanik: Fruchtbäume. Hg. u. übs. v. Roderich König in Zusammenarbeit mit Gerhard Winkler,<br />

Tübingen 1981.<br />

52 Vgl. O.-H. Elias, Aufklärungsbedingte Wandlungen des wirtschaftlichen Denkens in Estland. In:<br />

Nordost-Archiv N.F., Bd. 7 (1998), H. 1, S. 197f., Elias bezeichnet das Brennereisystem, das bereits<br />

vor der Statthalterschaftszeit in Gang kam, als „tragende Säule der reformabsolutistischen Staatsorganisation“,<br />

vgl. S. 216.<br />

53 Vgl. Gadebusch, Bibliothek, Bd. 2, S. 251; S. 121; S. 105 u. Abhandlung, § 59, S. 138.

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