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Zulieferer im Netz Neustrukturierung der Logistik am ... - ISF München

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Allerdings besteht nach wie vor - <strong>im</strong> Gegensatz zu Japan - eine große<br />

Zahl auch an kleineren Direktlieferanten, die wie<strong>der</strong>um an verschiedene<br />

Abnehmer liefern und daher eine relative Unabhängigkeit besitzen. Diesen<br />

Autonomiestatus deutscher Autozulieferer gilt es in Zukunft nicht<br />

nur zu erhalten, son<strong>der</strong>n in Form von »strategischen Allianzen«, Kooperation<br />

und Diversifikation auszubauen.<br />

Lieferantenbewertungssysteme, Einblicke in die Kostenrechnung und<br />

Preisfestlegungen durch den Abnehmer weisen wie<strong>der</strong>um deutliche Parallelen<br />

zur japanischen Situation auf. Aber auch hier sind trotz allem<br />

deutliche Unterschiede festzustellen. Es gibt we<strong>der</strong> die hohe Kapital- und<br />

personelle Verflechtung, noch die fast ausschließliche Bindung an eine<br />

Unternehmensgruppe. Zudem wäre es auch in Japan aufgrund des ausgeprägten<br />

Gruppen- und Harmoniedenkens undenkbar, daß öffentlich<br />

von den Betroffenen Kritik an Abhängigkeitsstrukturen geäußert würde.<br />

Bei den sozialen Bedingungen sind zwangsläufig die größten Unterschiede<br />

festzustellen. Aufgrund unserer Tarifverträge und <strong>der</strong> <strong>im</strong> Vergleich<br />

starken Position <strong>der</strong> Interessenvertretung bis in die kleinen Zulieferbetriebe<br />

hinein ist das für Japan typische starke soziale Gefälle bei uns<br />

nicht zu verzeichnen. Allerdings geht <strong>der</strong> Druck auch in diese Richtung,<br />

wenn man die Entwicklung etwa bei Schicht- und S<strong>am</strong>stagsarbeit und bei<br />

ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen (befristete Einstellungen,<br />

Werkverträge) ansieht.<br />

Was wird nun in <strong>der</strong> Bundesrepublik getan, um <strong>der</strong> Gefahr einer weiteren<br />

Japanisierung entgegenzuwirken? Gibt es überhaupt eine die Belange <strong>der</strong><br />

Zulieferindustrie wirks<strong>am</strong> wahrnehmende Interessenvertretung?<br />

Wir meinen, sie existiert we<strong>der</strong> <strong>im</strong> Verband <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

(VDA), noch in den Parteien, die verbal und progr<strong>am</strong>matisch beson<strong>der</strong>s<br />

intensiv auf einen prosperierenden Mittelstand setzen, wie z.B. CDU<br />

und FDP. Auch das Bundeskartell<strong>am</strong>t hat bis heute trotz <strong>der</strong> sich evident<br />

verschärfenden Situation keine wirks<strong>am</strong>en Maßnahmen gestartet, um<br />

die ungeheure Machtstellung <strong>der</strong> Autohersteiler zu begrenzen und<br />

Marktwirtschaft zu för<strong>der</strong>n. Denn hierfür reichen drastische Situationsschil<strong>der</strong>ungen<br />

(»K<strong>am</strong>pf auf Leben und Tod«) und Appelle seines Präsidenten<br />

Prof. Kartte nicht aus. Macht begrenzt sich nie selbst, eine alte<br />

und fast selbstverständliche Wahrheit. Nur <strong>der</strong> demokratische Gegendruck<br />

und die offensive Herstellung von Öffentlichkeit kann hier etwas<br />

bewegen und <strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Zulieferer</strong> jenen Raum geben, den<br />

Mendius/Wendeling-Schrö<strong>der</strong> (1991): <strong>Zulieferer</strong> <strong>im</strong> <strong>Netz</strong> - Zwischen Abhängigkeit und Partnerschaft.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-68012

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