08.03.2014 Aufrufe

Zulieferer im Netz Neustrukturierung der Logistik am ... - ISF München

Zulieferer im Netz Neustrukturierung der Logistik am ... - ISF München

Zulieferer im Netz Neustrukturierung der Logistik am ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

desto ähnlicher werden sie den politischen Parteien und kommen sogar in<br />

eine Konkurrenzsituation zu diesen - was zu ganz neuen, schwierigen<br />

Fragen über die Organisation <strong>der</strong> Beschäftigung führt.<br />

Aber bleiben wir bei den unmittelbaren Problemen. Trotz <strong>der</strong> vielen<br />

Ähnlichkeiten zwischen <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Manager und <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

gibt es einen fund<strong>am</strong>entalen Unterschied: Das Top-Management<br />

kann <strong>im</strong>mer noch alle »traditionalistischen« Manager entlassen und<br />

durch die »junge Garde« ersetzen. Die Gewerkschaftsvertreter können<br />

sich aber keine neuen Mitglie<strong>der</strong> wählen. Wenn sie daher gegen die Interessen<br />

ihrer <strong>der</strong>zeitigen Mitglie<strong>der</strong> verstoßen o<strong>der</strong> diese auch nur gefährden,<br />

<strong>im</strong> N<strong>am</strong>en eines Reformprogr<strong>am</strong>ms, das ihnen vielleicht die Unterstützung<br />

von Beschäftigten mit einer an<strong>der</strong>en Qualifikationsstruktur,<br />

einer an<strong>der</strong>en Firma, Region o<strong>der</strong> Branche bringt - dann werden sie mit<br />

Sicherheit ihre eigenen Jobs verlieren - und mit dem Vertrauensbruch<br />

ihren Mitglie<strong>der</strong>n gegenüber vielleicht auch den Sinn ihrer eigenen<br />

Arbeit. Die lokalen Gewerkschaftsfunktionäre bei GM sind vermutlich<br />

<strong>der</strong> Welt größte Experten in diesem Dilemma; aber auch ihre Kollegen in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik, in Italien und Frankreich sind mit dem Problem<br />

wohlvertraut.<br />

Es ist nur schwer vorstellbar, wie <strong>der</strong> Übergang zu einer kooperativen<br />

Produktionsweise in einer gewerkschaftlich so stark organisierten Industrie<br />

wie <strong>der</strong> Autoindustrie erfolgen sollte, ohne daß es eine offene Debatte<br />

über neue Formen <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen und neue Formen <strong>der</strong><br />

Kooperation gibt. Aber auch, wenn es ein Modell gäbe, wäre es kindisch<br />

zu glauben, daß d<strong>am</strong>it auch schon die Realisierung bewältigt wäre.<br />

Schrittweise Än<strong>der</strong>ungen haben oft revolutionäre Konsequenzen, weil sie<br />

es ermöglichen, ungeheuer komplexe Probleme in kleine, bewältigbare<br />

Aufgaben zu zerlegen. Das zeigt sich <strong>am</strong> Entwicklungsmuster <strong>der</strong> kooperativen<br />

Produktion. Schrittweise Än<strong>der</strong>ungen können aber auch blockierend<br />

wirken, weil manche Probleme von mehreren Seiten gleichzeitig<br />

angepackt werden müssen. Das Dilemma, in dem die Reform <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen<br />

angesichts <strong>der</strong> großen industriellen Umbrüche heute<br />

steckt, macht diese Gefahr nur allzu deutlich. Die Umstrukturierung<br />

geht zwar weiter, aber man wird erst später feststellen können, ob sie zu<br />

einem sich selbst verstärkenden Prozeß wird.<br />

Mendius/Wendeling-Schrö<strong>der</strong> (1991): <strong>Zulieferer</strong> <strong>im</strong> <strong>Netz</strong> - Zwischen Abhängigkeit und Partnerschaft.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-68012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!