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Zulieferer im Netz Neustrukturierung der Logistik am ... - ISF München

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Hauptinteresse <strong>der</strong> Gewerkschaften richtet sich <strong>der</strong>zeit auf die Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung. Für den Großteil <strong>der</strong> Gewerkschaften, vor allem<br />

in den USA, aber nicht nur dort, sind die aktuellen Restrukturierungsmaßnahmen<br />

nichts an<strong>der</strong>es als ein neuerlicher Versuch <strong>der</strong> Autofirmen,<br />

Kosten zu sparen, vor allem Lohnkosten. Sie werden daher viel eher als<br />

Bedrohung wahrgenommen denn als Chance.<br />

Diese Interpretation verstellt den Blick auf längerfristige Perspektiven<br />

und entsprechende Strategien. So bedeutet zum Beispiel die neue Politik<br />

<strong>der</strong> Endfertiger, die Produktion auch als Entwicklungsaktivität zu betreiben,<br />

eine verstärkte Auslese zugunsten <strong>der</strong> höherwertigen Arbeitsplätze;<br />

die ausgelagerten Produktionsbereiche werden dagegen einen größeren<br />

Anteil an den weniger attraktiven Arbeitsplätzen haben. Die augenblickliche<br />

Gewerkschaftspolitik zielt allerdings auf das gegenteilige Ergebnis<br />

ab: Durch die Verteidigung des Status quo werden die schlechter qualifizierten<br />

Arbeitsplätze hausintern geschützt. D<strong>am</strong>it wird aber gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> Anreiz geschaffen, riskantere Entwicklungsprojekte von externen<br />

Firmen durchführen zu lassen und d<strong>am</strong>it die hochqualifizierten Arbeitsplätze<br />

nach außen zu verlagern.<br />

Kurzfristig mag es <strong>der</strong> Gewerkschaft durchaus gelingen, Arbeitsplätze<br />

be<strong>im</strong> Endfertiger zu erhalten. Langfristig schwächt sie wegen <strong>der</strong> d<strong>am</strong>it<br />

verbundenen Umverteilung <strong>der</strong> Qualifikationsstruktur aber die eigene<br />

Position. Die Gewerkschaft wird erst dann die neue Rolle <strong>der</strong> Produktion<br />

zum Verhandlungsgegenstand mit den Unternehmen machen können,<br />

wenn sie anerkennt, daß es um mehr geht als bloße Kosteneinsparungsmaßnahmen,<br />

nämlich um eine grundlegende Umgestaltung <strong>der</strong> Autoproduktion.<br />

Eine Allianz <strong>der</strong> »Traditionalisten« in Unternehmensleitung und Gewerkschaften<br />

birgt die große Gefahr, daß dadurch Än<strong>der</strong>ungen lange<br />

genug verhin<strong>der</strong>t werden können, um die ges<strong>am</strong>te Reorganisation ins<br />

Stocken zu bringen. Das könnte zu Gegenreaktionen <strong>der</strong> »jungen<br />

Garde« innerhalb des Managements führen, die sich ihrerseits mit den<br />

jüngeren und hochqualifizierten Beschäftigten verbünden, für die die<br />

neuen Entwicklungen keine Bedrohung darstellen. Diese »junge Garde«<br />

wird unter dem Banner <strong>der</strong> Effizienz antreten, um die Zukunft des<br />

Unternehmens <strong>im</strong> K<strong>am</strong>pf mit den »Fortschrittsgegnern« zu retten. Konflikte<br />

dieser Art können mindestens so unproduktiv sein wie bewußte<br />

Inaktivität. Aber sogar wenn sich die »junge Garde« durchsetzt, könnte<br />

eine umfassende Reorganisation des Unternehmens <strong>am</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />

unterlegenen Gruppe scheitern. Diese könnten so verbittert werden, daß<br />

sie sich durch passiven Wi<strong>der</strong>stand <strong>im</strong> Alltag rächen o<strong>der</strong> versuchen,<br />

Mendius/Wendeling-Schrö<strong>der</strong> (1991): <strong>Zulieferer</strong> <strong>im</strong> <strong>Netz</strong> - Zwischen Abhängigkeit und Partnerschaft.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-68012

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