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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Problemfokussierte Strategien<br />

<strong>Pflege</strong>nde mit personzentrierter Haltung haben internalisiert, herausfordernde<br />

Verhaltensweisen, z.B. Beschimpfungen von Patienten nicht persönlich zu<br />

nehmen <strong>und</strong> gelassen darauf zu reagieren. Sie vermeiden intellektuelle oder<br />

vernünftig erscheinende Auseinandersetzungen mit dem Patienten, weil sie<br />

aus Erfahrung wissen, dass diese Umgangsweise zu weiteren Eskalationen<br />

führen kann.<br />

Jeder Vierte der interviewten <strong>Pflege</strong>nden geht es darum, eine suchende Haltung<br />

einzunehmen, um das Bedürfnis, welches hinter dem auffälligen Verhalten<br />

liegen könnte, herauszufinden <strong>und</strong> anderseits zu verstehen, was der betreffende<br />

Mensch durch sein Verhalten über sich mitteilen möchte. Der notwendige<br />

Blick in die Biografie hilft den <strong>Pflege</strong>nden herauszufinden, welche<br />

Möglichkeiten der herausfordernde Patient hat, welche Kompetenzen schon<br />

mal da waren, verschüttet gegangen sind <strong>und</strong> jetzt wieder genutzt werden<br />

könnten. Diese Sichtweise erleichtert zu verstehen, warum sich der Betroffene<br />

in bestimmten Situationen herausfordernd verhält. Verstehen können <strong>und</strong><br />

sich verstanden fühlen ermöglichen, eine personzentrierte Umgangsweise zu<br />

entwickeln, die für alle Beteiligten zufrieden stellend ist <strong>und</strong> das Problemverhalten<br />

minimiert bzw. im Sinne des operanten Konditionieren sogar löscht.<br />

Relation zwischen Erleben <strong>und</strong> Strategien<br />

Aus dem Zusammenspiel von Emotionen <strong>und</strong> den Strategien der 12 interviewten<br />

<strong>Pflege</strong>nden sowie dem theoretischen Bezugsrahmen der Emotionstheorie<br />

von Weiner (1986), lässt sich ein Modell zur Vorhersage des interaktiven Verhaltens<br />

von <strong>Pflege</strong>nden zum reaktiven Umgang mit dem Phänomen generieren<br />

(Abbildung 1).<br />

Haben <strong>Pflege</strong>nde über das Verhalten eines demenziell veränderten Patienten<br />

keine Kontrolle, so erleben sie das Verhalten als emotionalen Stress, der gekennzeichnet<br />

ist von Hilflosigkeit, Überforderung, Ärger, Unzufriedenheit,<br />

Bedrohung, Neutralität <strong>und</strong> zeigt sich als Bedürfniskonflikt. Je größer der emotionale<br />

Stress empf<strong>und</strong>en wird, desto geringer ist die Motivation zu helfen.<br />

Wird eine problematische Situation durch psychosoziale Kompetenzen, wie<br />

z.B. Empathie, Selbstreflexionsfähigkeit, in Verbindung mit hermeneutischer<br />

Fallkompetenz, in der Kontrolle gehalten, kann davon ausgegangen werden,<br />

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