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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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gebildet wurde.... <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ist in der kapitalistischen Gesellschaft Erwerbsfähigkeit,<br />

unter Griechen war sie Genussfähigkeit, im Mittelalter Glaubensfähigkeit“<br />

(Bloch 1959, S. 539).<br />

Eine solche eher kritisch soziologische Betrachtungsweise ist zwar interessant,<br />

bringt uns im <strong>Pflege</strong>alltag allerdings nicht weiter.<br />

Man kann von zwei unterschiedlichen Kategorien des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriffs<br />

ausgehen, die für unseren Arbeitszusammenhang sinnvoll sind, es handelt sich<br />

um einen eher theoretischen <strong>und</strong> einen eher praktischen Zugang. Die Arbeit<br />

am theoretischen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriff produziert zwangsläufig Idealitäten. So<br />

definiert Becker z.B. aus seinen Forschungsergebnisse zur seelischen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>,<br />

die ja in der Psychiatrie im Vordergr<strong>und</strong> steht, seelische <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> als<br />

Fähigkeit zur Bewältigung externer <strong>und</strong> interner Anforderungen mit Hilfe externer<br />

<strong>und</strong> interner Ressourcen. Externe <strong>und</strong> interne Ressourcen umfassen<br />

nach Becker soziale <strong>und</strong> berufliche Kompetenzen, ein hohes Selbstwertgefühl,<br />

selbst- <strong>und</strong> fremdbezogene Wertschätzung sowie Flexibilität <strong>und</strong> Tenazität<br />

(Beharrlichkeit, Zähigkeit) <strong>und</strong> die Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung (vergl.<br />

Becker 2005).<br />

Die WHO definiert „<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>“ wie folgt: „<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ist der Zustand des<br />

vollkommenen körperlichen, geistigen <strong>und</strong> sozialen Wohlbefindens“. Im Alltag<br />

können wir mit solchen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriffen allerdings nur bedingt arbeiten.<br />

Häufig deprimieren diese Idealvorstellungen.<br />

Andere Studien <strong>und</strong> Arbeiten zum Thema <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung in der <strong>Pflege</strong><br />

werden vielmehr von einem funktionalen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriff bestimmt. Dieser<br />

zielt auf die Aussage: <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ist höchstmögliche Autonomie, auch unter<br />

den Bedingungen von Krankheit, funktionalen Einschränkungen, manchmal<br />

auch unter Schmerz <strong>und</strong> Leid. Diese Verwendung des Autonomiebegriffs im<br />

Sinne von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> darf keinesfalls missverstanden werden als Unabhängigkeit<br />

als vorausgesetzter gesellschaftlicher Wert, im Sinne „jeder kann alles<br />

alleine“! Autonomie ist hier vielmehr zu verstehen als selbstbestimmtes Leben.<br />

Das ist eine <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>svorstellung, die abweicht von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> als<br />

Zustand des R<strong>und</strong>umwohlfühlens oder von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> als Fitness. Es ist ein<br />

eher bescheidener <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbegriff, der eine professionelle Haltung impli-<br />

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