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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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halb auch, von Psychiatrieerfahrenen zu lernen, <strong>und</strong> sie eröffnet neue Formen<br />

der Zusammenarbeit von Professionellen (Experten durch Ausbildung) <strong>und</strong><br />

Psychiatrieerfahrenen (Experten durch Erfahrung).<br />

Wir freuen uns, dass am Dreiländerkongress 2008 noch mehr als in den vergangenen<br />

Kongressen Betroffene selbst zu Wort kommen. Dadurch kann der<br />

Gefahr begegnet werden, dass das Thema „<strong>Recovery</strong>“ von den Betroffenenerfahrungen<br />

losgelöst wird <strong>und</strong> dass <strong>Recovery</strong> als von Profis dominierte, neue<br />

modische Therapieform angeboten wird. Aus verschiedenen Beiträgen in diesem<br />

Band geht klar hervor, dass das <strong>Recovery</strong>-orientierte Fachwissen im Wesentlichen<br />

aus Erfahrungen psychiatrieerfahrener Menschen besteht. Wissen<br />

zu <strong>Recovery</strong> können wir nur im Austausch mit Betroffenen erwerben. Diese<br />

Tatsache weist auf den Spannungsbogen hin, der die Dreiländerkongresse seit<br />

dem ersten Kongress in Bielefeld begleitet <strong>und</strong> dort unter der Bezeichnung<br />

„Barker-Guerney-Disput“ in die Geschichte eingegangen ist: In welchem Ausmaß<br />

soll oder muss die <strong>Pflege</strong> in der Psychiatrie evidenzbasiert (in konventionellem<br />

Sinn) sein, in welchem Ausmaß soll oder muss sie wertebasiert sein.<br />

Sollen Randomisierte Studien oder Erfahrungswissen <strong>und</strong> persönliche Erfahrungen<br />

der individuellen KlientInnen für die Wahl von Interventionen ausschlaggebend<br />

sein? Die Diskussionen an den bisherigen Dreiländerkongressen<br />

machen deutlich, dass gute <strong>Pflege</strong> aus einer sorgfältigen Balance dieser zwei<br />

Ansätze besteht, <strong>und</strong> dass auch die wissenschaftliche Entwicklung der psychiatrischen<br />

<strong>Pflege</strong> beidem Rechnung tragen muss. Die noch vermehrte Integration<br />

der KlientInnenperspektive <strong>und</strong> ein Ausbau der Zusammenarbeit mit<br />

Psychiatrieerfahrenen sind Bereiche, so hoffen wir, die durch den diesjährigen<br />

Kongress kräftige Impulse erhalten werden. Ein solcher Impuls könnte die<br />

vermehrte Zusammenarbeit mit Betroffenen bei der Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung<br />

pflegerischer Programme <strong>und</strong> Angebote sein, oder die Zusammenarbeit<br />

mit Psychiatrierfahrenen in Form von gemeinsam geplanten <strong>und</strong> durchgeführten<br />

Forschungsprojekten. Die in diesem Band implizit <strong>und</strong> explizit erwähnten<br />

Erfahrungen Betroffener mit <strong>Recovery</strong> machen deutlich, dass die bestehende<br />

psychiatrische <strong>und</strong> pflegerische Versorgung den Bedürfnissen der Betroffenen<br />

oft nicht genügend entspricht. In diesem Sinn ruft uns der diesjährige<br />

Kongress dazu auf, uns auch ges<strong>und</strong>heitspolitisch vermehrt für bedürfnisgerechte<br />

Versorgungsstrukturen <strong>und</strong> Angebote zu engagieren.<br />

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