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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Alkohol-pro-Kopf-Konsum ist ein weiterer gängiger Indikator zum Monitoring<br />

<strong>psychische</strong>r <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> in der Bevölkerung. Selbstverständlich ist das Ausmaß<br />

des Konsum nicht allein durch die Nachfrage bedingt, sondern wird durch viele<br />

weitere Faktoren wie die Besteuerung oder den Lebensstil beeinflusst. Ein<br />

quasi ehernes epidemiologisches Gesetz besagte, dass der durchschnittliche<br />

Pro-Kopf-Konsum in der Bevölkerung <strong>und</strong> die Rate der Vieltrinker (<strong>und</strong> implizit<br />

der alkoholabhängigen Personen) sehr stark assoziiert ist [59]. Dieser Zusammenhang<br />

wird gegenwärtig etwas differenzierter bewertet, insofern neben<br />

dem Konsum auch das Trinkmuster bzw. die Trinkkultur eine gewisse Rolle für<br />

das Ausmaß von alkoholbedingten Schäden spielt [60, 61]. Gleichwohl ist etwa<br />

der Zusammenhang zwischen Pro-Kopf-Konsum <strong>und</strong> der Leberzirrhose-<br />

Mortalität in der Bevölkerung sehr hoch [61]. Der Trend des Alkoholkonsums<br />

in Europa zeigt eine überraschende Parallelität zur Suizidrate. Insgesamt stieg<br />

der Konsum bis Anfang der 1980er-Jahre deutlich an, <strong>und</strong> fällt seit dieser Zeit<br />

kontinuierlich oder aber bildet in einzelnen Ländern ein Plateau [62, 63].<br />

Die Lebensqualität der Bevölkerung wird über verschiedene Sozialforschungsindikatoren<br />

gemessen, entsprechende Untersuchungen fragen nach ‚Glück’,<br />

‚Subjektivem Wohlbefinden (subjective well-being)’ oder nach der ‚Zufriedenheit’<br />

direkt [64-66]. Der generelle Trend verschiedener Survey-Indikatoren in<br />

Nordamerika <strong>und</strong> West-Europa zeigt eine relativ gleichbleibend hohe Lebenszufriedenheit<br />

bzw. eine leichte Zunahme der Zufriedenheit seit dem Ende des<br />

Zweiten Weltkrieg [64, 67]. In der ökonomischen Forschung wird darüber<br />

gerätselt, wieso die Zufriedenheit angesichts steigender Wohlfahrt nicht weiter<br />

steigt. Dies hängt jedoch offenbar mit verschiedenen psychologischen <strong>und</strong><br />

methodischen Problemen zusammen [68, 69].<br />

Insgesamt widersprechen die internationalen Bef<strong>und</strong>e über die Indikatoren<br />

Suizidrate, Alkoholkonsum <strong>und</strong> Lebensqualität nicht dem Ergebnis, dass kein<br />

eindeutig anhaltender Trend in Richtung auf ein Ansteigen <strong>psychische</strong>r Störungen<br />

in der Nachkriegszeit zu erkennen ist. Auffallend sind jedoch die Hinweise<br />

auf ein Ansteigen der Suizidrate <strong>und</strong> des Alkoholkonsums in den ersten<br />

Dekaden der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Dies deckt sich mit den<br />

wenigen oben referierten Bef<strong>und</strong>en hinsichtlich des Anstiegs <strong>psychische</strong>r<br />

Probleme in den 1950er- bis 1970er- Jahren. Möglicherweise sind <strong>psychische</strong><br />

Probleme <strong>und</strong> ihre Konsequenzen in der genannten Zeit, deren Datenlage eher<br />

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