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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Im <strong>Recovery</strong>-Ansatz wird sehr radikal die Genesung in den Mittelpunkt der<br />

psychiatrischen Arbeit gerückt, <strong>und</strong> zwar auch <strong>und</strong> gerade bei jenen Menschen,<br />

die von der Psychiatrie klassischerweise als Klienten zweiter Klasse<br />

abgeschrieben wurden, bei den „chronischen Fällen“, den „Austherapierten“.<br />

Genesung wird hier aber nicht als Symptomfreiheit verstanden. <strong>Recovery</strong> ist<br />

vielmehr ein Prozess der Auseinandersetzung des Betroffenen mit seiner Erkrankung,<br />

der dazu führt, dass er trotz seiner möglicherweise fortbestehenden<br />

Symptome ein zufriedenes <strong>und</strong> hoffnungsvolles Leben führen kann <strong>und</strong> am<br />

gesellschaftlichen Leben aktiv teilnimmt, wie jeder andere Mensch auch.<br />

In zahlreichen sozialpsychiatrischen Institutionen wird bereits <strong>Recovery</strong>- <strong>und</strong><br />

Empowerment-orientiert gearbeitet. Vieles ist in den letzten Jahren erreicht<br />

worden, doch manche Umsetzung kommt nur langsam voran, gerade auf der<br />

strukturellen Ebene. <strong>Recovery</strong> lässt sich auf vielfältige Weise fördern. Wir<br />

möchten hier jedoch keinen allgemeinen Überblick geben, sondern anhand<br />

einiger ausgewählter Themenbereiche aufzeigen, wie eine auf die Genesung<br />

ausgerichtete Arbeitsweise im Alltag einer psychiatrischen Institution umgesetzt<br />

werden kann.<br />

<strong>Recovery</strong> als Einführung des weiblichen Prinzips in die Psychiatrie?<br />

Die konventionelle Psychiatrie ist bis in die Gegenwart mehrheitlich von einem<br />

patriarchalen, herrschaftsorientierten Denken durchzogen. Sie betont einen<br />

Machtanspruch gegenüber ihren KlientInnen, fordert beispielsweise „Compliance“<br />

von ihnen <strong>und</strong> droht für den Fall der Verweigerung Zwang <strong>und</strong> Gewalt<br />

an. Sie beurteilt das Verhalten ihrer KlientInnen in Form von Diagnosen. Diese<br />

dienten bis in die jüngste Zeit hinein in erster Linie der Zuordnung <strong>und</strong> nicht<br />

der Indikation für bestimmte Therapieverfahren, da verschiedene Diagnosen<br />

oft in derselben Therapie mündeten. Die konventionelle Psychiatrie ist zudem<br />

von einer Gesprächsarmut geprägt. Wie viele Gespräche mit KlientInnen in<br />

Kliniken beschränken sich lediglich auf Informationen zu Medikamenten, wie<br />

selten wird auch heute noch über die Bewältigung von Symptomen, der<br />

Krankheitserfahrung oder den Erlebnissen während der Krise gesprochen. Die<br />

Beziehung wird in der konventionellen Psychiatrie ebenfalls weiterhin eher<br />

gering bewertet. Eine <strong>Recovery</strong>-orientierte Haltung beinhaltet viele Elemente,<br />

die gemeinhin eher dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben werden, wes-<br />

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