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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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zung <strong>und</strong> eine unerschöpfliche Geduld erfordert. <strong>Recovery</strong> ist ferner ein Prozess<br />

der kleinen Schritte, in dem, man trotz Krisen, Rückschläge <strong>und</strong> Symptomen<br />

sein Leben lebt [6:1157].<br />

Das Gezeiten-Modell <strong>und</strong> <strong>Recovery</strong><br />

Während eines Projektes zur Notwendigkeit der <strong>Pflege</strong> an der Universität von<br />

Newcastle entwickelte der schottische Professor für psychiatrische <strong>Pflege</strong>, Phil<br />

Barker sein Gezeiten-Modell (englisch Tidal Model). Das Gezeiten-Modell wurde<br />

von der Chaos-Theorie <strong>und</strong> von den Arbeiten Peplaus zur interpersonellen<br />

<strong>Pflege</strong> inspiriert. Der Begriff Gezeiten bezieht sich auf metaphorische Ähnlichkeiten<br />

zwischen der menschlichen Erfahrung <strong>und</strong> die Eigenschaften des Wassers<br />

wie etwa Ebbe <strong>und</strong> Flut, Fluidität, ständiger Wandel <strong>und</strong> Unvorhersagbarkeit<br />

[7:235]. Wegen der Fluidität der menschlichen Erfahrung erfordert das<br />

Modell flexible <strong>und</strong> individualisierte Reaktionen auf Menschen [7:236]. Interessant<br />

ist der Umstand, dass Barker Begriffe wie PatientInnen, KlientInnen<br />

oder Kranke vermeidet <strong>und</strong> von Personen spricht. Zentral in Barkers Modell ist<br />

das Verstehen von Personen. Barker unterscheidet drei Dimensionen der Person<br />

im Gezeiten-Modell:<br />

Die Welt-Dimension: als die Validation oder Wertschätzung der Erfahrung<br />

(etwa Verzweiflung, Bedrängnis oder Krankheit) der Person durch andere.<br />

Die Selbst-Dimension: Das Bedürfnis nach emotionaler <strong>und</strong> physischer<br />

Sicherheit.<br />

Die Anderen-Dimension: Die Betonung der notwendigen Unterstützung<br />

<strong>und</strong> die Inanspruchnahme von Leistungen.<br />

Die „Geschichte“ der Person steht im Zentrum des Modells, denn über die<br />

„Geschichte“ tritt man erst in Kontakt mit der Lebenswelt der Person. Barker<br />

legt großen Wert darauf, dass die Bedürfnisse <strong>und</strong> Probleme der Person in<br />

deren Sprache festgehalten <strong>und</strong> nicht in ein psychiatrisches Jargon übersetzt<br />

werden, das die Aufmerksamkeit von der gelebten Erfahrung der Person weglenkt<br />

[7, p. 237]. Betroffene Personen <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>nde machen sich auf eine<br />

gemeinsame Entdeckungsreise <strong>und</strong> suchen nach Problemlösungen. Das Gezeiten-Modell<br />

orientiert sich nicht an der „evidenzbasierten Praxis“, die sich laut<br />

Barker für Populationen aber nicht für Individuen eignet. Barker spricht in<br />

diesem Zusammenhang von der „persönlichen Wissenschaft der Person“ <strong>und</strong><br />

anderswo von der „praxisbasierten Evidenz“. Im Vorwort zum Barkers Buch<br />

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