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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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doch gehen. <strong>Recovery</strong>-Prozesse sind mühselig, weil der Weg der Besserung<br />

meist nicht eine schöne, breite, asphaltierte Straße ist, sondern durch unebenes<br />

Gelände führt <strong>und</strong> eher mit einem „Trampelpfad“ zu vergleichen ist. Ich<br />

will versuchen zu beschreiben, was ich, aus meiner subjektiven Erfahrungsperspektive<br />

heraus, mit dem Begriff <strong>Recovery</strong>, im Sinne von Ges<strong>und</strong>ung, verbinde.<br />

<strong>Recovery</strong> bedeutet für mich…<br />

… die Identifikation mit einem Krankheitsbegriff mit allen Vor- <strong>und</strong> Nachteilen<br />

<strong>und</strong> der Gefahr der Stigmatisierung.<br />

Ich denke, es ist gut sich Gedanken über Ges<strong>und</strong>ungsprozesse zu machen. Ich<br />

glaube aber auch, dass es wichtig ist sich klarzumachen, dass das Nachdenken<br />

über das Ges<strong>und</strong>en von einer Erkrankung automatisch beinhaltet, diese anzuerkennen.<br />

Darüberhinaus es bedeutet auch, sie zum Blickwinkel der Betrachtung<br />

zu machen. Die Diagnosekriterien sind dann möglicherweise der<br />

Blickwinkel, aus dem wir darauf schauen, in welchem Maße die Ges<strong>und</strong>ung<br />

vorangeschritten ist. Ich denke, es ist wichtig sich klar zu machen, dass ein<br />

<strong>Recovery</strong>prozess mehr ist als das Ges<strong>und</strong>en von der reinen Erkrankung. Borderline<br />

hat zwar auch als Erkrankung Folgen, nicht zuletzt durch Selbstschädigungen,<br />

die nicht ungeschehen gemacht werden können. Aber in gleichem<br />

Maße hat auch der Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung Folgen für<br />

den Alltag der Betroffenen. Ich würde heute sagen, dass etwa 50% meines<br />

<strong>Recovery</strong>prozesses darin bestanden hat (<strong>und</strong> bis heute besteht) die Folgen der<br />

Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken zu verarbeiten. Thomas Weniger<br />

schreibt, dass eine klinische Diagnose „neue innere <strong>und</strong> äußere Wirklichkeiten<br />

mit einem unvorhersehbaren Effekt auf die weitere Lebensgestaltung der Betroffenen<br />

(schafft)“ [8]. Wir tun also gut daran, <strong>Recovery</strong>prozesse nicht als<br />

Ges<strong>und</strong>ungswege von einem bestimmten Störungsbild zu betrachten, sondern<br />

sie als Wiedergewinnung der Möglichkeit von Teilhabe – im Sinne eines wieder<br />

Teilnehmens – zu verstehen.<br />

… die Aneignung biographischer Erfahrungen durch rückblickende Vergleiche<br />

– damals <strong>und</strong> heute.<br />

Neulich bin ich vom Einkaufen zurückgekommen. Ich hatte einen Rucksack auf<br />

dem Rücken <strong>und</strong> merkte plötzlich, dass mein rechter Arm ziemlich wehtat. Bei<br />

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