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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Motivations- <strong>und</strong> Entzugsarbeit bei Alkohol- <strong>und</strong> Suchkranken<br />

am Psychiatriezentrum Rheinau<br />

Marcel Binder, Stefan Wermelinger<br />

Einleitung<br />

In der Schweiz trinken r<strong>und</strong> eine Million Frauen <strong>und</strong> Männer (oder 18%) chronisch<br />

<strong>und</strong>/oder episodisch zu viel Alkohol [1]. Hochgerechnet auf den Kanton<br />

Zürich mit einer Population von r<strong>und</strong> 1,2 Millionen EinwohnerInnen dürfte es<br />

in diesem Versorgungsgebiet knapp über 166’000 Frauen <strong>und</strong> Männer mit<br />

problematischem Trinkverhalten geben. In einer von der Schweizerische Fachstelle<br />

für Alkohol- <strong>und</strong> andere Drogenprobleme durchgeführten Medikamentenstudie<br />

wird der Anteil der Medikamentenabhängigen in der erwachsenen<br />

Wohnbevölkerung der Schweiz auf r<strong>und</strong> 1% (oder 60000 Personen) geschätzt<br />

[2]. R<strong>und</strong> 9600 dieser medikamentenabhängigen Personen sind im Kanton<br />

Zürich zu erwarten.<br />

Im Kanton Zürich ist die Behandlungskette für Personen mit Alkohol- oder<br />

Medikamentenabhängigkeit weitgehend erschlossen, es fehlte jedoch eine<br />

spezielle Einrichtung für PatientInnen mit geringer oder sogar fehlender Motivation<br />

zur Behandlung ihrer Suchtproblematik. Betrachten wir zunächst ein<br />

Fallbeispiel eines Alkoholkranken, der durch die Versorgungslücke fallen könnte.<br />

Ignaz T. geboren 1949, ist von Beruf Karosseriespengler <strong>und</strong> leidet seit seinem<br />

28. Lebensjahr an übermäßigem Alkoholkonsum. 1979 unterzog er sich zum<br />

ersten Mal einer Entzugsbehandlung, hatte aber nach r<strong>und</strong> 2 Jahren einen<br />

Rückfall <strong>und</strong> begann, am Arbeitsplatz heimlich zu trinken. Eine bislang stabile<br />

Beziehung zu seiner damaligen Fre<strong>und</strong>in ging 1981 in die Brüche. Zwischen<br />

1982 <strong>und</strong> 1996 folgten vier weitere Behandlungen in psychiatrischen Facheinrichtungen,<br />

doch die Phasen, in denen er einigermaßen kontrolliert trank, wurden<br />

immer kürzer. 1999 – als er gerade 50 Jahre alt wurde - war er während 7<br />

Monate zum Entzug <strong>und</strong> zur anschließenden psychotherapeutischen Behandlung<br />

in einer Spezialeinrichtung für Alkoholkranke <strong>und</strong> schloss sich nach der<br />

Entlassung der lokalen Gruppe der Anonymen Alkoholikern an. Zwischen 2000<br />

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