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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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7. Zeit, Ruhe<br />

3 Ehemalige berichten von der positiven Wirkung der Ruhe auf der Abteilung<br />

<strong>und</strong> der freien Zeit ohne Alltagsverpflichtungen. „ich konnte mal loslassen, zur<br />

Ruhe kommen“<br />

Diskussion<br />

Fast alle der Befragten bezeichnen ihre Abhängigkeitsstörung <strong>und</strong> den Umgang<br />

damit als Lernprozess. Dass dabei Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, eine realistische,<br />

individuelle Zielformulierung <strong>und</strong> ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />

eine wichtige Rolle spielen, erstaunt nicht. So finden auch Orford et al. [6] in<br />

ihrer qualitativen Untersuchung die Kategorien „thinking differently“ – entspricht<br />

in etwa den hier vorliegenden Kategorien Ziel/Wunsch <strong>und</strong> auch<br />

Selbstvertrauen - , „acting differently“ – vergleichbar mit der Kategorie Lernprozess<br />

- <strong>und</strong> „family and friends support“ – hier Fre<strong>und</strong>e, Familie - als wichtige<br />

Elemente im Veränderungsmodell bei Alkoholkranken Menschen. Diese<br />

Aspekte erinnern an die Auseinandersetzung mit einer chronischen Krankheit.<br />

Nun wird aber die Abhängigkeit im klinischen Alltag nach wie vor oft wie eine<br />

akute Erkrankung behandelt. Im Vordergr<strong>und</strong> steht der körperliche Entzug,<br />

gefolgt von einer kurzen Rehabilitation. Eine langjährige ambulante Anbindung<br />

an eine Klinik gibt es kaum. Vergleicht man mit anderen typischen chronischen<br />

Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes <strong>und</strong> Asthma, stellt man fast, dass<br />

sich die Zahlen ein Jahr nach einer Behandlung kaum unterscheiden [7]: So<br />

müssen bei allen der erwähnten chronischen Krankheiten zwischen 30 bis<br />

70% der Betroffenen infolge mangelnder Adherence nach einem Jahr wieder<br />

zusätzliche medizinische Betreuung aufsuchen, um die Symptome zu lindern.<br />

Was heisst nun diese Erkenntnis für den Alltag auf einer Abteilung, welche mit<br />

Abhängigen arbeitet?<br />

Das selbstregulierende Modell für Chronischkrankheits-Managment von Vincenzi<br />

& Spirig [8] zeigt, wie <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>süberzeugungen, Bedürfnisse der Patienten,<br />

Unterstützung durch dritte <strong>und</strong> weitere Faktoren miteinander verknüpft<br />

sind. Es hilft, ein vertieftes Verständnis darüber zu erhalten, wie Patienten<br />

ihre chronische Krankheit erleben. Nur <strong>Pflege</strong>interventionen, welche auf<br />

die individuelle Situation <strong>und</strong> das Umfeld ausgerichtet sind, machen Sinn. Die<br />

Bedürfnisse des Patienten stehen im Mittelpunkt der Behandlung. Dies hat<br />

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