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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Hr. P. erwarte eine zu schnelle "Freisetzung" in Bielefeld. Sie plädiere für sehr<br />

vorsichtige Schritte, da Hr. P. sich in der Welt „draußen“ nach der jahrzehntelange<br />

Unterbringung nicht mehr auskenne. Auch das Geld müsse eingeteilt<br />

werden. Der Alkohol sei ein großes Problem für Hr. P. Er lebe ständig mit falschen<br />

Erwartungen, erzähle viele Lügengeschichten. Wenn er dann auf die<br />

Realität hingewiesen werde, komme es häufig zu Wutausbrüchen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der ausgeprägten Fantasie <strong>und</strong> wohl einer großen Selbstunsicherheit<br />

erzähle er viele Dinge, sowohl den Mitpatienten als auch den Mitarbeitern, die<br />

nicht stimmten, an die er aber im Endeffekt selber glaube. Er habe dringend<br />

feste Ansprechpartner nötig.<br />

Diese Informationen wurden bei der Auswahl des Mitarbeiters, der zukünftig<br />

die Rolle des Bezugsmitarbeiters (Primary Nurse) innehaben soll, berücksichtigt.<br />

Wir hielten es für wichtig, dass die Primary Nurse männlich ist <strong>und</strong> das sie<br />

über eine gewisse Berufserfahrung sowie entsprechende fachliche Kenntnisse<br />

verfügen sollte.<br />

Diese Informationen prägten auch die Kontaktaufnahme in den ersten Tagen,<br />

möglicherweise auch Wochen.<br />

Zu Beginn der Behandlung auf der Station war die Gestaltung der Beziehung<br />

durch den Bezugsmitarbeiter <strong>und</strong> die die anderen Teammitglieder zu Herrn X.<br />

fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> empathisch, gleichzeitig aber auch abwartend <strong>und</strong> beobachtend<br />

<strong>und</strong> orientierend. Schnell entwickelte sich aber so etwas wie ein Vertrauensverhältnis<br />

zu Herrn X. Alltägliche Dinge mit ihm zu besprechen <strong>und</strong> zu<br />

planen war unproblematisch. Herr X. hat das, was man ihm vorgeschlagen hat,<br />

angenommen, manchmal eigene Ideen hineingebracht <strong>und</strong> dann auch umgesetzt.<br />

Mit zunehmender Zeit seiner Eingewöhnung wurden aber auch seine Defizite<br />

wie z.B. Intelligenzminderung oder auch seine Selbstunsicherheit, die schon in<br />

der Biografie erwähnt wurden, deutlich. Diese Defizite erschwerten die Beziehungsgestaltung.<br />

Wir stellten fest, dass Herr X., so wie er den Alltag lebte <strong>und</strong> die mit ihm besprochenen<br />

Schritte umsetzte, uns in den Reflektionen mit ihm nicht immer die<br />

Wahrheit sagte.<br />

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