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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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selbst helfen. Ich bin wieder Kapitän auf meinem Schiff. Ich bin meinen ‚Zuständen’<br />

nicht mehr hilflos ausgeliefert. Ich bin nichts <strong>und</strong> niemandem ausgeliefert.<br />

Ich habe angefangen, mich zu wehren, wenn es sein muss. Was meine<br />

Seele auch ausspuckt, ich gehe damit um. Und wenn mir das mal nicht gelingt,<br />

werde ich aufgefangen“ [3].<br />

In diesem Sinne würde ich <strong>Recovery</strong> bei Menschen mit Borderline, weniger als<br />

Wiederlangung von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>, im Sinne von Heilung, sondern vielmehr als<br />

Wiedererlangung von Handlungsfähigkeit unter Nutzung aller zur Verfügung<br />

stehenden Möglichkeiten der Selbst- <strong>und</strong> Fremdhilfe beschreiben.<br />

Bleibt die Frage: Bin ich nun „recovered“?<br />

Im Sinne der bedeutender Elemente von <strong>Recovery</strong> [6] trifft das sicher zu. Die<br />

„Hoffnung auf ein Happy End“ bestimmt heute meinen Alltag mehr als die<br />

„Angst vor dem dramatischen Ende meiner Geschichte“. Ich habe inzwischen<br />

Ideen dazu wer ich bin, was ich kann <strong>und</strong> was ich will. Ich habe einen sichereren<br />

Platz im Leben als noch vor wenigen Jahren. Ich habe einen lieben Partner<br />

<strong>und</strong> zuverlässige Fre<strong>und</strong>innen, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Angehörige. Es gibt Vergangenheitsbewahrerinnen<br />

mit denen ich über „verlorene Zeit“ <strong>und</strong> die Unnachholbarkeit<br />

bestimmter Erfahrungen trauern kann <strong>und</strong> Unterstützer, die mir etwas<br />

zutrauen. Alleine wohnen zu können ist für mich heute eine Selbstverständlichkeit<br />

<strong>und</strong> es gelingt mir auch für mich zu sorgen. Ich bin finanziell endlich<br />

nicht mehr abhängig. Ich kann wieder teilhaben am ganz „normalen“ Alltag.<br />

Für mich kann ich heute sagen, dass ich den roten Faden in meinem Leben<br />

(wieder-) gef<strong>und</strong>en habe <strong>und</strong> ich glaube, darauf kommt es letztlich für jeden<br />

Menschen an.<br />

Literatur<br />

1. Knopp M, Heubach B (Hrsg) (1999: Irrwege, eigene Wege. Junge Menschen erzählen<br />

von ihrem Leben nach der Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie<br />

2. Knuf A (Hrsg) (2008) Ges<strong>und</strong>ung ist möglich! Borderline-Betroffene berichten.<br />

Bonn: Balance<br />

3. Knuf A (Hrsg) (2002) Leben auf der Grenze. Erfahrungen mit Borderline. Bonn:<br />

Psychiatrie<br />

4. Knuf A, Tilly C (2007): Borderline: Das Selbsthilfebuch. Bonn: Balance.<br />

5. Kröger C, Unckel C (2006) Borderline-Störung. Göttingen: Hogrefe<br />

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