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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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geht, kann ich jederzeit Einzelsupervision bei einer Psychologin von Pro Mente<br />

Sana in Anspruch nehmen. Auch wenn es manchmal sehr schmerzhaft ist,<br />

immer wieder an schlimme Zeiten erinnert zu werden, geben mir diese Veranstaltungen<br />

Kraft. Ich bin immer sehr energiegeladen nach einem solchen<br />

Workshop. Wir erzählen von uns, geben viel von unserem Leben preis, es<br />

kommt jedoch auch viel von den Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern zurück.<br />

Durch die Erkenntnis, dass ich auch vor eine größere Anzahl Menschen treten<br />

kann - bei einer Veranstaltung waren es ca. 50 Leute, die uns zuhörten - habe<br />

ich an Selbstbewusstsein gewonnen. Ich schaffe etwas, was ich mir vor zwei<br />

Jahren niemals zugetraut hätte.<br />

Zukunftsvisionen<br />

In anderen Ländern hat Peerarbeit eine langjährige Tradition. Peer Support ist<br />

aus einer Bürger- <strong>und</strong> Menschenrechtsbewegung in den USA entstanden, der<br />

Menschen angehörten, die negative Erfahrungen mit psychiatrischer Behandlung<br />

gemacht hatten, z.B. mit Zwang, hoch dosierter Medikation oder Rechtsverletzungen.<br />

Mit anderen Worten war die gemeinsame Erfahrung, die der<br />

schlechten Behandlung in der Psychiatrie <strong>und</strong> nicht primär die Erfahrung einer<br />

<strong>psychische</strong>n Erkrankung [] (MacNeil & Mead, 2004). In den USA arbeiten ausgebildete<br />

Peers z.B. in psychiatrischen Kliniken, in sozialpsychiatrischen Einrichtungen<br />

oder sie leiten Tageszentren oder Selbsthilfegruppen [] (Clay,<br />

2005). Ob diese Welle auch bei uns ankommen wird, ist hoffentlich nur eine<br />

Frage der Zeit. Peerarbeit könnte ein wichtiger Baustein in der psychiatrischen<br />

Versorgung werden. Sie soll nicht als Konkurrenz zum bisherigen psychiatrischen<br />

System gesehen werden, sondern als sinnvolle Ergänzung dienen, indem<br />

z.B. ausgebildete Peers in psychiatrischen Institutionen mitarbeiten <strong>und</strong> so<br />

psychisch erkrankten Menschen ein offenes Ohr anbieten <strong>und</strong> Verständnis<br />

entgegenbringen <strong>und</strong> davon erzählen, wie sie ges<strong>und</strong>et sind. Nur wenn es<br />

möglich wird, eine gute Zusammenarbeit zwischen Peers <strong>und</strong> psychiatrischen<br />

Fachpersonen entstehen zu lassen, kann das Ziel einer menschlicheren Psychiatrie,<br />

in der sich alle Beteiligten mit gegenseitigem Respekt begegnen, verwirklicht<br />

werden. Meine Hoffnung ist, dass die psychiatrischen Fachpersonen<br />

von uns lernen, indem sie sich anhören, wie wir behandelt werden möchten<br />

<strong>und</strong> sich immer wieder fragen, wie sie beispielsweise ein Familienmitglied<br />

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