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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Experienced Involvement - Erfahrung für Veränderung nutzen:<br />

Psychiatrie - Erfahrene bewegen Professionelle<br />

Uwe Bening, Claus Räthke<br />

Die Erfahrung <strong>psychische</strong>r Erschütterung erzeugt bei den meisten Menschen<br />

tiefe Angst <strong>und</strong> erzeugt große Hilflosigkeit. Diese Hilflosigkeit spiegelt sich<br />

auch in den unterschiedlichsten Behandlungsbemühungen der letzten gut 100<br />

Jahre wider. Mit Dauerbädern <strong>und</strong> kalten Güssen, mit Insulin – Schock <strong>und</strong><br />

Elektrokrampf Behandlung, um nur einiges zu nennen, versuchte man, oft sehr<br />

hilflos <strong>und</strong> mit zum Teil massiver Gewalttätigkeit, dieser Eskalation der Psyche<br />

beizukommen. Diese Radikalität der Behandlung hat wesentlich dazu beigetragen,<br />

dass dieses Erleben bis heute von Angst <strong>und</strong> Scham verhüllt ist. Kaum<br />

ein anderes Erleben wirkt sich so stigmatisierend für den betroffenen Menschen<br />

aus. Und die bis heute wirksame Konsequenz ist die Tabuisierung dieses<br />

Erlebens. Über die Erschütterung <strong>und</strong> Entgleisung des eigenen Denkens, Fühlens<br />

<strong>und</strong> Handelns offen zu sprechen, erfordert nicht nur großen Mut, genau<br />

so herausfordernd ist es, ein Gegenüber zu finden, dem sich dieser Mensch<br />

anvertrauen kann. Im Rahmen des SUSI (subjektiver Sinn von Psychosen) Forschungsprojektes<br />

des UKE Hamburg äußerten sich betroffene Menschen im<br />

Interview immer wieder dahingehend, dass sie sehr schnell lernen, ihren Behandlern<br />

nicht ihr bedrückendes Erleben zu berichten, um die Konsequenz, in<br />

der Regel eine Dosiserhöhung in der Medikation, zu vermeiden.<br />

Es zeigt sich, viele Psychiatrie erfahrene Menschen fühlen sich gerade von den<br />

Institutionen, die ihnen helfen sollten, unverstanden <strong>und</strong> falsch behandelt.<br />

„Ich hab doch keine Psychose bekommen, um Medikamente zu nehmen,“<br />

beklagte sich ein Teilnehmer des Kongresses „Die subjektive Seite der Psychiatrie“<br />

in Hamburg. Trotz Psychiatriereformen <strong>und</strong> vielen neuen Behandlungsbemühungen<br />

sind Psychopharmaka heute das erste Mittel der Wahl.<br />

Psychiatrie erfahrene Menschen formulieren seit langem Kritik, die von traditionellen<br />

psychiatrischen Angeboten nicht beantwortet wird. Zahlreiche Untersuchungen<br />

zeigen, dass viele Betroffene unzufrieden mit den professionellen<br />

Behandlungsangeboten sind <strong>und</strong> sie nicht nur als unangemessen, sondern<br />

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