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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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unbefriedigend ist, tatsächlich angestiegen, in den forschungsintensiveren<br />

Jahrzehnten darauf aber nicht.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Weder die hier zusammengefassten epidemiologischen Studien noch die Bef<strong>und</strong>e<br />

zu den indirekten Indikatoren stützen die Hypothese eine Zunahme<br />

<strong>psychische</strong>r Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Sie böten sogar die Möglichkeit,<br />

über eine Abnahme eben dieser zu spekulieren. Dieser Bef<strong>und</strong> steht in<br />

krassem Widerspruch zu der von der Öffentlichkeit erlebten zunehmenden<br />

Belastung durch <strong>psychische</strong> Probleme oder Störungen. Wie ist dieser Widerspruch<br />

zu erklären?<br />

Die Wahrnehmung <strong>und</strong> Funktion <strong>psychische</strong>r Belastungen haben sich offenbar<br />

in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. In diesem Zusammenhang ist<br />

die These vertreten worden, vormals als ‚normale’ Befindlichkeitsprobleme<br />

erlebte Emotionen würden neuerdings als psychiatrische Symptome klassifiziert<br />

werden [70, 71]. Anhaltspunkt hierfür ist die Psychiatrisierung von Belastungsreaktionen<br />

nach kritischen Lebensereignissen wie partnerschaftlichen<br />

Trennungen oder Arbeitsplatzverlusten.<br />

Diese Verbreiterung dieses breiten Konzepts <strong>psychische</strong>r Störungen spiegelt<br />

sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung wider [72]. Augenscheinlich ist es<br />

zu einer größeren Entstigmatisierung einzelner <strong>psychische</strong>r Störungsbilder<br />

gekommen, v.a. der Depression [73]. Dieser Trend trägt vielleicht auch zu<br />

einer größeren Bereitschaft bei, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen<br />

[74]. Dass mit diesen Tendenzen jedoch keine Änderung der Prävalenz verb<strong>und</strong>en<br />

ist, zeigt beispielhaft die methodisch vorbildlich durchgeführte Replikationsstudie<br />

des National Comorbidity Survey in den Vereinigten Staaten.<br />

Während sich die Behandlungsprävalenz innerhalb eines elfjährigen Zeitraums<br />

um knapp 50 Prozent steigerte, war keine Veränderung der Krankheitsprävalenz<br />

zu erheben [27].<br />

Während bei körperlichen Entwicklungen die kausalen Ketten zwischen sozialem<br />

Wandel <strong>und</strong> physischen Veränderungen gut untersucht sind [75], ist der<br />

Zusammenhang bei <strong>psychische</strong>n Störungen weitaus weniger deutlich. Die<br />

üblicherweise angeführten sozialen Mechanismen Wohlstandsanhebung,<br />

Individualisierung <strong>und</strong> Globalisierung können theoretisch sowohl mit einem<br />

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