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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Risiko fest. Das gesamte Risikoscreening dauerte etwa 15 Minuten. Der Patientin<br />

wurde mitgeteilt, dass man bei ihr momentan von einem hohen Suizidrisiko<br />

ausgehe. Mit dem Einverständnis der Patientin wurde daraufhin zunächst die<br />

Stationstüre geschlossen. Die Patientin gab an, dass „sie sehr erleichtert sei“,<br />

da das Thema „Suizid“ so klar angesprochen wurde.<br />

2) Strukturierte Einschätzung der (akuten) Suizidalität mit der Patientin:<br />

Die Bezugspflegeperson führte in einem 45 Minuten dauernden Gespräch<br />

gemeinsam mit der Patientin die vertiefte Einschätzung der akuten Suizidalität<br />

mit der deutschen Version der Suicide Status Form-II (SSF-II) [8] durch. Die<br />

Patientin gab an, dass <strong>psychische</strong>r Schmerz, innerer Stress, Spannung / Erregung<br />

<strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit in hoher Ausprägung bei ihr vorhanden seien.<br />

Dabei merkte sie jedoch, dass diese Kriterien vor allem mit dem „Hören von<br />

Stimmen“ in Verbindung standen. Am meisten überrascht war die Patientin<br />

darüber, dass sie eigentlich viel mehr Gründe hatte zu leben (5) als zu sterben<br />

(einen: Stimmen hören). Die Patientin äußerte in diesem Zusammenhang<br />

weiterhin: „dass sie die Gründe die für das Leben sprechen aufschreiben <strong>und</strong> in<br />

ihrem Zimmer aufhängen könnte, um sie immer wieder zu lesen“. Die allgemeine<br />

Suizidgefährdung wurde von der Patientin dann als „extrem niedrig“<br />

angegeben. Die gemeinsame Einschätzung mit der Bezugspflegeperson wurde<br />

von der Patientin als „klärend“ erlebt. Sie berichtete, dass sie „besser beurteilen<br />

konnte wie es ihr geht“ <strong>und</strong> ihr dieses Verständnis beim Umgang mit ihrer<br />

Suizidalität geholfen habe. Die Bezugspflegeperson hatte nach dem Gespräch<br />

den Eindruck, eine „gute“ Beziehung zur Patientin aufgebaut zu haben. Sie<br />

relativierte die Einschätzung „hohes Risiko“ auf „mäßiges Risiko“ <strong>und</strong> veranlasste<br />

das Öffnen der Stationstüre.<br />

3) Konsequenzen aus der gemeinsamen Einschätzung:<br />

- positiver Beziehungsaufbau<br />

- Stationstüre wurde wieder geöffnet<br />

- eine akute Suizidalität wurde ausgeschlossen<br />

- medikamentöse Behandlung der psychotischen Störung<br />

- die Patientin konnte ihre Situation „klarer sehen“<br />

- das Erkennen von „Gründen die für das Leben sprechen“ hatte für die<br />

Patientin einen positiv motivierenden Effekt<br />

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