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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Erfahrungen gewesen, die ich in der Klinik machte. Immer wenn ich ihn nun im<br />

Krisendienst traf, sagte er: „Also wenn ich mich noch daran erinnere, wie es<br />

Ihnen damals ging!“. Dieser Satz war unglaublich wichtig für mich <strong>und</strong> selbst<br />

heute freue ich mich noch darüber. Ich habe immer wieder das Gespräch mit<br />

ihm gesucht, weil er ermessen konnte, wie unendlich weit der Weg für mich in<br />

einen selbstständigen Alltag war. Mit ihm war es möglich, über die Erfahrungen<br />

in der Psychiatrie zu reden, weil er das Wissen um die Gegebenheiten <strong>und</strong><br />

die Personen teilen konnte. Eine Betroffene spricht im Zusammenhang mit<br />

Menschen wie diesem Mitarbeiter von „Vergangenheitsbewahrern“. Sie<br />

schreibt: „Für mich sind ‚Vergangenheitsbewahrer’ sehr wichtig. Das sind Menschen,<br />

die meine Entwicklung miterlebt haben, wenigstens über eine längere<br />

Strecke. Leute, die dabei waren, als ich ängstlich war <strong>und</strong> verzweifelt, <strong>und</strong> die<br />

mit mir staunen konnten, wenn mir etwas gelang“ [2].<br />

… um die eigenen Fähigkeiten zu wissen <strong>und</strong> diese anerkennen <strong>und</strong> nutzen zu<br />

können.<br />

Menschen mit Borderline tendieren dazu, immer nur zu sehen, was sie nicht<br />

können. Viele erleben sich meist nicht nur als Schlusslicht, sondern als diejenigen,<br />

die den Anschluss verpasst haben. Die meisten entwickeln aber auch<br />

während der Zeit ihrer Erkrankung eine Menge Fähigkeiten. <strong>Recovery</strong> bedeutet,<br />

den Blickwinkel auf die eigenen Fähigkeiten zu lenken. Ich habe beispielsweise<br />

mit meinen Mitpatientinnen auf der geschlossenen Station nächtelang<br />

im Raucherzimmer tiefgehende Gespräche geführt. Dabei habe ich gelernt,<br />

anderen zuzuhören, eine Fähigkeit, die ich heute anerkennen kann <strong>und</strong> die mir<br />

überdies auch noch im Alltag nutzt. Ich habe auch gelernt Situationen zu überstehen<br />

(<strong>und</strong> manchmal zu überleben), in denen alles unbestimmt schien. Ich<br />

wusste lange Zeit nicht, in welcher Weise ich es schaffen könnte, eine Berufsausbildung<br />

zu machen, lange auch nicht einmal welche. Ich weiß heute, dass<br />

ich mit Situationen von Unbestimmtheit umgehen kann. Eine Fähigkeit, die mir<br />

im Berufsalltag inzwischen sehr nützlich ist, weil ich in einem Bereich arbeite,<br />

in dem nicht alles vorhersehbar ist.<br />

… die Übernahme von (Eigen-)Verantwortung.<br />

Nur eigenverantwortliches Handeln macht <strong>Recovery</strong>-Prozesse möglich. Ges<strong>und</strong>ungsprozesse<br />

sind aktiv. Es gilt, in Verantwortung hineinzuwachsen.<br />

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