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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Fallbeispiel<br />

Die Klinik, der Sozialdienst der Station 04 ruft an <strong>und</strong> berichtet, es ginge um<br />

einen 33jährigen Patienten Walter E. Dieser sei seit 4 Monaten in Behandlung<br />

erst auf der Akutstation <strong>und</strong> zuletzt auf der Förderstation wegen einer schizophrenen<br />

Psychose behandelt worden. Die Kommunikation mit dem Patienten<br />

sei nicht einfach. So habe dieser immer wieder eigene Vorstellungen entwickeln,<br />

die im Rahmen der Erkrankung als völlig unrealistisch angesehen<br />

wurden. Auch neige er zu Verwahrlosung <strong>und</strong> Chaos in seiner Wohnumgebung.<br />

Bei der Körperpflege würde es noch einigermaßen ordentlich zugehen<br />

aber insgesamt sei Herr E. ein schwieriger Kandidat – wir könnten es ja mal<br />

probieren.<br />

Aufbau eines Vertrauensverhältnisses:<br />

Erstkontakt bei einer Vorstellung in den Büroräumen des APP (innerhalb der<br />

Klinik). Herr E. wirkt abwartend <strong>und</strong> lässt sich erst einmal die Gr<strong>und</strong>idee des<br />

2maligen Kurzkontaktes durch unseren Dienst darlegen. Von Seiten des APP<br />

sind zwei Mitarbeiter anwesend. Wir glauben bereits, dass nun viele Wenn<br />

<strong>und</strong> Aber eingeworfen werden <strong>und</strong> ein Widerstand gegen uns eingenommen<br />

wird. Wir sind also überrascht, dass Herr E. unkompliziert unseren Vorschlägen<br />

folgt <strong>und</strong> nun 2 x täglich (um 8.15 h <strong>und</strong> um 19.50 h) aufgesucht wird. Später<br />

wird er sagen: „Die Klinik war nicht mehr schön, da konnte ich doch was anderes<br />

ausprobieren.“ Wir sind höflich <strong>und</strong> charmant miteinander <strong>und</strong> gehen mit<br />

besten Hoffnungen auseinander.<br />

Der erste Besuch 3 Tage später ist eine riesige Enttäuschung. Herr E. ist einfach<br />

nicht zu Hause. Wir hatten den Abend geplant, da morgens ja die Entlassung<br />

aus der Klinik war. Folglich versuchten wir es am anderen Morgen noch<br />

einmal, um wenn Herr E. nun wieder nicht anwesend war dies dann der Klinik<br />

mitzuteilen (was ja nichts geändert hätte). Aber siehe da. Herr E. ist zu Hause<br />

<strong>und</strong> knurrt: „Dann kommen Sie mal rein“. Er hatte sich am Nachmittag des<br />

Vortages gleich ein Rezept bei seinem niedergelassenen Psychiater besorgt<br />

<strong>und</strong> die Medikamente auch in der Apotheke abgeholt. Da war ich doch schon<br />

wieder überrascht. Meine Freude wurde allerdings durch den Zustand der<br />

Wohnung etwas getrübt. Es lagen jede Menge Papierschnipsel <strong>und</strong> leergegessene<br />

Joghurtbecher am Boden, so dass man im Wohnzimmer kaum gehen<br />

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