10.12.2012 Aufrufe

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ziert, die auf das „So Sein“ <strong>und</strong> auf die Selbstverantwortung <strong>und</strong> die Selbstbeteiligung<br />

des Gegenübers zielt.<br />

Krankheit wird all zu oft als Gegenspieler zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> gesehen, was aber<br />

nur in gewisser Weise stimmt. Da „krank“ in der Psychiatrie meist nicht „körperkrank“<br />

bedeutet, sprechen wir hier vielfach von Kränkung oder wie Klaus<br />

Dörner es ausdrückt vom vielseitig verwendbaren Begriff „Störung“: „Man<br />

kann sagen: Jemand hat eine Störung, wird gestört, stört sich selbst, stört<br />

andere, kann eine Betriebsstörung sein; auch Beziehungen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

können gestört sein“ (Dörner et al, S 19).<br />

Diese Störung als allgemein-menschliche Ausdrucksmöglichkeit für bestimmte<br />

Gefühlslagen oder Problemsituationen aufzufassen, beinhaltet ebenfalls eine<br />

Haltung, die nicht defizitorientiert ist, sondern dem So-Sein eines Patienten<br />

gerecht werden kann. Vorübergehend kann er oder sie in seinem / ihrem Gestörtsein<br />

auch ein Stück Autonomie (im Sinne der Selbstbestimmung) verlieren,<br />

auf welcher Ebene auch immer.<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> wird in dem hier vorgestellten Ansatz also nicht der Krankheit<br />

gegenüber gestellt, sondern im Sinne der Autonomie interpretiert. Ziel des<br />

ges<strong>und</strong>heitsorientierten Handelns in der <strong>Pflege</strong> wäre dann, dass Patienten so<br />

selbständig <strong>und</strong> selbstverantwortlich wie möglich mit den momentanen körperlichen,<br />

<strong>psychische</strong>n <strong>und</strong> sozialen Anforderungen ihres Lebens zurecht<br />

kommen. Gemäß dieser Zielsetzung geht es in der pflegerischen Arbeit dann<br />

darum, Patienten dabei zu unterstützen alltägliche Handlungsfähigkeit zurück<br />

zugewinnen oder wieder neu zu gewinnen. Wichtig ist, dass Patienten diese<br />

alltägliche Handlungsfähigkeit erleben können, um auf dieser Gr<strong>und</strong>lage auch<br />

sich selbst wieder als wirksam zu spüren. Das Erleben eines gelungenen Alltags<br />

ist also eine wesentliche Bezugsgröße der pflegerischen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sdefinition<br />

<strong>und</strong> der Rückgewinnung von Autonomie. Der pflegerische Blick muss<br />

bei einer solchen Zielsetzung vermehrt auf die verbliebenen Ressourcen <strong>und</strong><br />

Potentiale des Patienten oder auf das Vermögen gerichtet sein. Eine solche<br />

Beschreibung des professionellen Arbeitsgebietes der <strong>Pflege</strong> bezieht sich eben<br />

nicht auf die Krankheit oder die diagnostizierten Bef<strong>und</strong>e sondern auf das<br />

Kranksein <strong>und</strong> das verbliebene Ges<strong>und</strong>sein der Patienten. Das sind die zwei<br />

wichtigen Dimensionen des Sich-Befindens oder des Sich-Erlebens, die für<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!