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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Bewegung. Die Bezugsperson lernt darüber hinaus die Wohnverhältnisse <strong>und</strong><br />

das konkrete Lebensumfeld des Kindes bzw. Jugendlichen kennen. Der Hausbesuch<br />

dauert in der Regel anderthalb bis zwei St<strong>und</strong>en. In der folgenden<br />

Intervision in der Tagesklinik wird der Hausbesuch ausgewertet, die persönlichen<br />

Eindrücke besprochen <strong>und</strong> mögliche Konsequenzen für die Behandlungsplanung<br />

bzw. –ziele gemeinsam im therapeutischen Team gezogen [4, 5].<br />

Bindung, Ressourcen <strong>und</strong> Verantwortung sind die Gr<strong>und</strong>prinzipien des entwicklungsorientierten<br />

Rotenburger Behandlungskonzept von Bernhard Prankel<br />

[7]. Bindung ist eine wesentliche Gr<strong>und</strong>lage auch der tagesklinischen Behandlung.<br />

Hausbesuche innerhalb der Tagesklinik fördern die Entwicklung sicherer<br />

Bindungen <strong>und</strong> bieten zahlreiche Entwicklungschancen sowohl für das therapeutische<br />

Team als auch für die Familie. Das therapeutische Team erlebt die<br />

Familie authentischer <strong>und</strong> gewinnt so rascher Verständnis für die Lebens- <strong>und</strong><br />

Wohnsituation der Familie <strong>und</strong> Einblicke in die Familiendynamik. Die MitarbeiterInnen<br />

des <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> Erziehungsdienstes erleben die Eltern häufig wesentlich<br />

unbefangener <strong>und</strong> im Kontakt offener als auf der Station. Umgekehrt würden<br />

die MitarbeiterInnen des <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> Erziehungsdienstes die Familie authentisch<br />

erleben („wir sehen vieles, was sonst nur berichtet wird“), die Symptomatik<br />

`live` erleben („wir wissen dann, worüber berichtet wird“) <strong>und</strong> auch<br />

Symptomatiken erfassen, die primär innerhalb der Familie, weniger oder nicht<br />

innerhalb der Tagesklinik erkennbar seien („wir lernen Neues“). Dadurch verstärken<br />

sich wiederum therapeutische Bindungen <strong>und</strong> es wächst ein unmittelbares<br />

Verständnis für die Ressourcen, aber auch Herausforderungen innerhalb<br />

der Familie. Kind, Jugendlicher bzw. Eltern <strong>und</strong> TherapeutenInnen übernehmen<br />

so aktiv Verantwortung für den Behandlungserfolg <strong>und</strong> engagieren sich<br />

gemeinsam in der Behandlung.<br />

Fazit für die Praxis<br />

In unserer Praxis der letzten drei Jahre sind nur in wenigen Einzelfällen Hausbesuche<br />

nicht zu Stande gekommen. Unsere Erfahrungen mit Hausbesuchen<br />

sind insgesamt durchweg positiv: sie lassen uns über den `Tellerrand` des<br />

Lebensumfeldes der Tagesklinik schauen <strong>und</strong> eröffnen häufig ungeahnte diagnostische<br />

<strong>und</strong> therapeutische Perspektiven. Die therapeutischen Chancen von<br />

Hausbesuchen wiegen den nicht unerheblichen personellen <strong>und</strong> zeitlich-<br />

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