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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Hierauf angesprochen reagierte er mit bagatellisieren <strong>und</strong> ungehaltenen Reaktionen<br />

einerseits, andererseits aber auch mit anzunehmender Einsicht<br />

Dies führte dazu, dass wir unsere Aufmerksamkeit noch mehr in Richtung<br />

Beobachtung lenkten. Wir stellten fest, dass, wenn es Herrn X. schlechter zu<br />

gehen schien, dies in seinem Verhalten zu bemerken war. Er war zum Beispiel<br />

nicht mehr in der Lage bei Gesprächen den Augenkontakt aufrecht zu halten<br />

oder versuchte uns aus dem Weg zu gehen. In den Gesprächen war er kurz<br />

angeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> einsilbig. Zu diesem Zeitpunkt hörten wir dann auch z.B. von<br />

der Arbeitstherapie, dass Herr X., sonst eher einer der leistungsstarken, in<br />

seiner Leistung <strong>und</strong> Konzentration nachließ. Dies, so wurde uns in Reflektionen<br />

klar, ist als Vorbote von Rückfällen zu sehen.<br />

Mit dieser nun gewonnen Erkenntnis konnten wir in diesen Situationen durch<br />

Gespräche <strong>und</strong> einen enger gestalteten Rahmen die Rückfälle nicht immer<br />

verhindern, aber deutlich minimieren.<br />

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt in der Beziehungsgestaltung<br />

sind die eigentlichen Straftaten von Herrn X., die im Rahmen seiner Biografie<br />

dargestellt sind.<br />

Das Wissen um die Straftaten <strong>und</strong> hier im Besonderen die des sexuellen Missbrauches<br />

von Kindern hat im Team zunächst einmal sehr viele Emotionen<br />

freigesetzt <strong>und</strong> Unsicherheiten bezüglich des Umganges mit Herrn X. hervorgerufen<br />

<strong>und</strong> hat die professionelle Beziehungsgestaltung beeinflusst hat. Im<br />

Laufe der Behandlung ist das aber in den Hintergr<strong>und</strong> getreten, da wir Herrn X.<br />

zunehmend besser kennen gelernt <strong>und</strong> einschätzen gelernt haben <strong>und</strong> mit ihm<br />

regelmäßige Gespräche geführt haben.<br />

Aber immer dann, wenn Herr X. nach einer Entweichung zurückgekehrt war,<br />

stellten wir uns die Frage:<br />

„Ist etwas passiert?“ oder „Hoffentlich ist nichts passiert!“<br />

Dann traten die Emotionen, die durch das Wissen um die Straftaten, insbesondere<br />

die des sexuellen Missbrauches an Kindern freigesetzt wurden, wieder<br />

in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Diese Emotionen dürfen unsere Beziehungsgestaltung nicht beeinflussen. Wir<br />

haben nur die Fakten zu bewerten. Das bedeutet, wenn wir nicht von irgendeiner<br />

Stelle hören das es zu einer Straftat gekommen ist, müssen wir das<br />

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