10.12.2012 Aufrufe

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

einer psychiatrischen Klinik behandelt wird. Hier fallen eher Wortfetzen –<br />

kaum (wenn auch alltagssprachlich gefärbt, so doch halbwegs schlüssige) Erklärungen:<br />

„was mit den Nerven“, von „durchdrehen“ ist die Rede, dass es<br />

Süchte gibt, ist bekannt , … das Wort „Depression“ ist in fast aller M<strong>und</strong>e (mit<br />

einem verschämten Grinsen ausgesprochen <strong>und</strong> mit dem Hinweis, dass „heutzutage<br />

ja schnell mal einer behauptet, darunter zu leiden …“).<br />

d) Ausgesprochen aufschlussreich wird es, fragt man spontan nach den wesentlichen<br />

Fähigkeiten, über die eine <strong>Pflege</strong>kraft in der Psychiatrie verfügen<br />

sollte. Hier ist der Trend so eindeutig, dass ein Hinterfragen zunächst nicht<br />

erforderlich scheint: Von 300 Befragten, um jetzt doch mal eine Zahl ins Spiel<br />

zu bringen, antworten 260 wie aus der Pistole geschossen mit „starke Nerven“,<br />

„Geduld“ <strong>und</strong> „Ruhe“ bzw. „Gelassenheit“; ein nachdenklich stimmend<br />

kleiner Teil sieht nicht solche generellen Wesensmerkmale oder Lebenseinstellungen<br />

im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> bezieht sich auf das, wir als Kompetenzen bezeichnen<br />

– Begriffe wie „Kommunikationsfähigkeit“, „Gesprächsführung“ <strong>und</strong><br />

„Umgang mit Konflikten“ fallen. Nun mag man geneigt sein, mit der Nennung<br />

„starke Nerven“ uneingeschränkten Respekt vor dem Beruf zu verbinden –<br />

dies mag in den meisten Fällen auch im Hintergr<strong>und</strong> eine Rolle spielen! Und<br />

dennoch: Es macht einen erheblichen Unterschied, ob sich ein positives Image<br />

von der vage geschätzten – ich darf überspitzen – „Mentalität einer Brummfliege“,<br />

von dem häufig zitierten „Bärenfell“ ableitet, oder ob hart erarbeitete,<br />

gelernte Kompetenzen den Anlass hierfür geben.<br />

Um es auf einen Punkt zu bringen:<br />

Wertschätzung der psychiatrischen <strong>Pflege</strong>tätigkeit, weil – lassen Sie mich auch<br />

hier etwas überzeichnen „irgendwie Menschen in eher unbekannter Weise<br />

<strong>und</strong> dazu noch lange (das Stichwort Rückfall will ich jetzt erst gar nicht in den<br />

M<strong>und</strong> nehmen …) behandelt werden <strong>und</strong> es auch noch Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

gibt, die dies ebenso irgendwie aushalten“, hat allenfalls etwas Gönnendes.<br />

Ein „Also das wäre nichts für mich!“ ist nett gemeint, aber auch nur nett.<br />

Worin liegen die Ursachen dieser Schräglage?<br />

Der Trend der ungebrochenen Tabuisierung seelischer Erkrankungen lässt sich<br />

in Zeiten des weltweiten Anstiegs <strong>psychische</strong>r Krankheiten nicht final durchbrechen.<br />

Seelisches Leid gilt unverändert als Makel, als Anfang vom Ende, als<br />

345

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!