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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Heute sage ich: zum Glück. Besonders durch die Psychoseerfahrung ist mir<br />

bewusst geworden, dass ich mein Leben von Gr<strong>und</strong> auf ändern muss <strong>und</strong><br />

kann. Sie war der Hinweis meiner Seele, dass es so wie bisher nicht weitergehen<br />

sollte, denn so führt es unweigerlich in das Ertrinken durch Alkohol <strong>und</strong><br />

eben in die Verrücktheit <strong>und</strong> Selbstaufgabe. Die Psychose dauerte vier Monate,<br />

ich lies sie nicht behandeln. Die anschließende Depression nahm kein Ende,<br />

so dass ich sie <strong>und</strong> gleichzeitig auch meinen Alkoholismus in einer Privatklinik<br />

im Schwarzwald (Oberberg) behandeln lies <strong>und</strong> mich aus meinem Studium des<br />

Lehramtes exmatrikulierte. Die Psychose gehört der Vergangenheit an, ebenso<br />

das Trinken, geblieben ist die Depression, die immer mal wieder an meine Tür<br />

klopft.<br />

Ich möchte mit ihnen gerne ein Bild teilen, dass ich mit Ex-In in Verbindung<br />

bringe <strong>und</strong> das mir sehr viel Mut macht <strong>und</strong> zeigt, wie stark <strong>und</strong> heilend Betroffene,<br />

die es geschafft haben, auf ihre Leidensgenossen wirken können: Ich<br />

besuchte ein Jahr regelmäßig die Meetings der Anonymen Alkoholiker. Dort<br />

war ein Mann, ich schätze ihn auf 65 Jahre, der sich lebhaft <strong>und</strong> hilfreich in<br />

meinen Erinnerungen befindet. Dieser Mann strahlte immer Herzlichkeit,<br />

Hilfsbereitschaft, Wärme <strong>und</strong> ein fre<strong>und</strong>liches, mitfühlendes Wesen aus. Er<br />

war durch <strong>und</strong> durch zufrieden mit sich <strong>und</strong> der Welt. Seine Geschichte zeigt,<br />

welche enorme Kraft in der Betroffenenbewegung, in diesem Fall die der Anonymen<br />

Alkoholiker, liegt. Er hat jahrelang ganz unten als Obdachloser, als so<br />

genannter Penner gelebt, ohne Heim, ohne Perspektive. Er war verwahrlost<br />

<strong>und</strong> ohne Lebenswillen. Durch die AA ging es mit ihm dann eines Tages aufwärts,<br />

er bekam eine eigene Wohnung <strong>und</strong> befreite sich vollkommen von der<br />

Geißel Alkohol. Dieses W<strong>und</strong>er, so möchte man sagen, geschah einzig durch<br />

die Meetings, durch die Hilfe von Betroffenen, also anderen Alkoholikern, die<br />

es geschafft hatten, sich vom Alkohol zu befreien (<strong>und</strong>, so sagen die AA´s,<br />

durch die höhere Macht, die in der AA Philosophie eine zentrale Rolle spielt).<br />

Bevor ich von Ex-In Kenntnis bekam, stand ich vor einem Scherbenhaufen. Ich<br />

hatte keine berufliche Perspektive <strong>und</strong> litt die meiste Zeit an Depressionen. Ich<br />

sah in Ex-In sofort eine Chance. Bis dato war ich in meinem Umfeld, in meinem<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis der einzige Betroffene <strong>und</strong> orientierte mich stark an den anderen,<br />

die ges<strong>und</strong> waren, Vollzeit beschäftigt <strong>und</strong> familiär eingeb<strong>und</strong>en, Kinder<br />

groß zogen <strong>und</strong> ihr Leben meisterten. Ich wollte dazu gehören <strong>und</strong> tat es doch<br />

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