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Psychiatrische Pflege, psychische Gesundheit und Recovery ...

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Problem, das es angesichts grassierender Ellenbogenmentalität <strong>und</strong> „Hire and<br />

fire“-Gebaren in der Arbeitgeberwelt unter dem Teppich zu halten gilt. Aufklärungsarbeit<br />

in diesem Metier ist immer auch ein Spiel mit der Angst, denn wer<br />

hört es schön gern, dass unser emotionales Erleben keinem Fahrplan folgt,<br />

durch keinen „Navi“ zu erschließen ist <strong>und</strong> fürchterlich entgleisen kann?<br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Umstände ist das Image der psychiatrischen <strong>Pflege</strong><br />

unberechtigterweise primär von Mitleid gefärbt – hier arbeiten die Gutmenschen<br />

mit den armen Kreaturen, die ihren Platz in der Gesellschaft verloren<br />

haben oder die sich zumindest heftige Sorgen machen müssen, aus der<br />

Einbahnstraße nicht mehr herauszukommen.<br />

Von daher kann die psychiatrische <strong>Pflege</strong> auch nur diesem Dilemma entfliehen,<br />

wenn sie unversöhnlich, ohne Rücksicht auf Tabus <strong>und</strong> unter permanenter<br />

Infragestellung der vielfältigen Blockaden an die Öffentlichkeit geht, die<br />

Bannmeilen überwindet <strong>und</strong> sich da einbringt, wo es sich anbietet. Bei genauerer<br />

Überprüfung der jeweiligen Möglichkeiten wird sich eine Fülle von<br />

Aktionsfeldern offenbaren.<br />

An den Rheinischen Kliniken in Düren wurde in Zusammenarbeit zwischen dort<br />

tätigen Pädagogen <strong>und</strong> der <strong>Pflege</strong> das Öffentlichkeitsarbeitskonzept „Is ja<br />

jeck!“ entwickelt, das seinen Handlungsschwerpunkt in der Zusammenarbeit<br />

mit Schulen <strong>und</strong> Vereinen sieht. Mit unkonventionellen Mitteln zum Ziel unter<br />

Wahrung eines größtmöglichen Maßes in fachgerechter Information. Nach<br />

Jahren der Zurückhaltung hat sich dieses Konzept etabliert. Wäre die oben<br />

beschriebene Befragung ausschließlich an den Schulen abgehalten worden,<br />

wären die Ergebnisse sicherlich positiver ausgefallen!<br />

Die psychiatrische <strong>Pflege</strong> muss Gesicht zeigen, professionelles Arbeiten darstellen<br />

<strong>und</strong> erklären – sie darf sich nicht verstecken <strong>und</strong> ihre Kronprinzenrolle<br />

mit beleidigter Mine hinnehmen. Auf diese Weise würden die Akteure zwar<br />

sicherlich anecken, aufwühlen <strong>und</strong> provozieren, sie täten jedoch Beachtliches<br />

für ihren Selbstwert <strong>und</strong> damit für ihr eigenes seelisches Wohlergehen; <strong>Pflege</strong><br />

würde gepflegt! Und das wiederum würde sich positiv auf den Umgang miteinander<br />

<strong>und</strong> mit unseren Patientinnen <strong>und</strong> Patienten auswirken.<br />

Und damit wäre der Weg geebnet: Vom „Ach Gott!“-Image zu einem Image,<br />

das dem entspricht, was in unseren Kliniken längst <strong>und</strong> zum Glück Selbstver-<br />

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