MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

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NICHT-DISKRIMINIERUNG 149 RECHT AUF GESUNDHEIT „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen.“ Art. 25, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. 1948. SoZIALE IMPLIKATIoNEN WISSENSCHAFTLICHER FoRTSCHRITT VERFÜGBARKEIT UND QUALITÄT
150 RECHT AUF GESUNDHEIT GESCHICHTE ZUR ILLUSTRATIoN Maryam ist 36 Jahre alt und Mutter von sechs Kindern. Sie wuchs in einem Dorf weit weg von urbanen Zentren auf. Sie beendete die Schule nach der zweiten Klasse. Ihre Eltern waren arm, und der Schulweg bedeutete vier Kilometer Fußmarsch. Ihr Vater war der Meinung, dass Schulbildung für ein Mädchen Zeit- und Energieverschwendung sei, weil Mädchen für die Ehe bestimmt sind und nicht dazu, selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit zwölf wurde Maryam nach den lokalen Traditionen beschnitten. Als sie 16 wurde, verheiratete man sie mit einem Mann Anfang 50. Ihr Vater verdiente eine beträchtliche Summe mit der Mitgift, die ihm der Bräutigam zahlte. Im darauf folgenden Jahr brachte sie einen Sohn zur Welt. Das Baby wurde tot geboren. Das örtliche Krankenhaus war zehn Kilometer entfernt und hatte keine Gebärstation. Maryam glaubte, dass die vielen Prügel, die sie während der Schwangerschaft von ihrem Ehemann bekam, zur Totgeburt ihres Babys führten. Dennoch gaben ihre Eltern und viele Dorfbewohner ihr die Schuld an der Totgeburt. Maryam hatte kein Verlangen nach Sex mit ihrem Ehemann. Sie hatte Angst vor ihm und Angst vor weiteren Schwangerschaften. Ihr Ehemann hielt jedoch den ehelichen Geschlechtsverkehr für sein Recht und zwang sie regelmäßig dazu. Maryam wollte nicht wieder schwanger werden, aber sie hatte kaum eine Wahl. Sie suchte den örtlichen Kräuterdoktor auf, nahm Kräutermischungen ein und trug Amulette – ohne jeglichen Erfolg. Sie hatte selten Zeit, ein Krankenhaus aufzusuchen, und wenn sie dort war, weil ihre Kinder krank waren, konnte sie sich nicht dazu überwinden, mit der Krankenschwester über Verhütung zu sprechen. Obwohl die Krankenschwester Maryams lokale Sprache zu verstehen schien, sprach sie lieber in der dominanten Sprache der Hauptstadt und der gebildeten Schicht. Die Krankenschwester flößte Maryam Angst ein. Ihr Leben war eine lange Geschichte der Gewalt, Armut und Not. Maryam hatte Mühe, während ihrer vielen Schwangerschaften und der Erziehung ihrer Kinder Körper und Seele zusammen zu halten. Sie bebaute eine kleine Parzelle Land, um ihre Kinder zu ernähren, denn ihr Mann gab ihr nie genug Geld. Sie bat ihre Eltern und sogar die vorbeikommenden Missionare um Hilfe. Doch alle rieten ihr, ihrem Ehemann zu gehorchen und erinnerten sie daran, dass ihr Platz bei ihm und der Familie war. Eines Tages beschuldigte sie ihr Ehemann, dass sie ihn mit einem anderem Mann betrogen habe. Er warf ihr vor, dass er sie am Markttag gesehen habe, wie sie mit einem Dorfbewohner lachte und sich unterhielt. Als sie schnippisch antwortete, schlug er sie wiederholt, warf sie zu Boden, nannte sie eine Hure und schwor, seine verletzte Ehre zu rächen. Maryam war schwer verletzt, sie dachte, sie hätte gebrochene Rippen. Wochenlang konnte sie das Haus nicht verlassen. Sie hatte weder Geld noch die Möglichkeit, das Gesundheitszentrum aufzusuchen. Niemand im Dorf half ihr, obwohl einige dachten, dass ihr Ehemann zu weit gegangen war. Eine Frau ist schließlich Sache ihres Ehemanns. Da sie nicht in der Lage war, zum Markt zu gehen oder sich um den Garten zu kümmern, verhungerten sie und ihre Kinder beinahe. Maryam spürte, dass es auch in der Zukunft Gewalt geben würde. Sie fürchtete um ihr Le-
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