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MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

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156 RECHT AUF GESUNDHEIT<br />

delsorganisation (WTo) stimmte während der<br />

Ministerkonferenz in Doha 2001 zu, dass der<br />

Schutz solcher Patente „so interpretiert und<br />

implementiert werden sollte, dass das Recht<br />

der WTO-Mitglieder, die öffentliche Gesundheit<br />

zu schützen und im besonderen den Zugang<br />

aller zu Medikamenten zu fördern, unterstützt<br />

wird“. Im Speziellen bezog sich die Konferenz<br />

dabei auf das Recht jedes Staates, „festzulegen,<br />

was einen nationalen Notstand oder andere<br />

Umstände extremer Dringlichkeit konstituiert<br />

[die Ausnahmen vom Patentschutz erlauben],<br />

dies unter der Voraussetzung, dass Krisen des<br />

öffentlichen Gesundheitswesens einschließlich<br />

jener aufgrund von HIV/AIDS, Tuberkulose,<br />

Malaria und anderen Epidemien einen nationalen<br />

Notstand oder anderen Umstand extremer<br />

Dringlichkeit darstellen.“<br />

(Quelle: WTO. 2001. Doha Declaration on the<br />

TRIPS Agreement and Public Health.)<br />

Globalisierung und das Menschenrecht<br />

auf Gesundheit<br />

Seit den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts<br />

hat sich die Weltwirtschaft aufgrund der Globalisierung<br />

dramatisch verändert, was direkte<br />

und indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

zeitigt. Positive Veränderungen sind<br />

beispielsweise ein Anstieg bei den Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />

die Verbreitung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse und eine größere<br />

Chance auf hohe Gesundheitsstandards weltweit,<br />

ermöglicht durch Kooperationen von Regierungen,<br />

Zivilgesellschaft und Unternehmen.<br />

Allerdings wiegen auch die negativen Konsequenzen<br />

schwer, da Liberalisierung des Handels,<br />

Investitionen in Ländern mit niedrigem<br />

arbeitsrechtlichen Standard und weltweite<br />

Vermarktung neuer Produkte in einigen Fällen,<br />

aufgrund von Versagen der Regierungen oder<br />

nicht ausreichender Regulierung, Ungleichheiten<br />

zwischen Ländern und innerhalb dieser<br />

geschaffen und so negative Einflüsse auf<br />

die Gesundheit mit sich gebracht haben. Die<br />

Fähigkeit von Regierungen, mögliche negative<br />

Konsequenzen des steigenden Flusses von<br />

Waren, Geld und Dienstleistungen sowie der<br />

Mobilität von Menschen, Kultur und Wissen<br />

über nationale Grenzen hinweg zu begrenzen,<br />

konnte nicht mit dieser Entwicklung Schritt<br />

halten. Gleichzeitig konnten sich multinationale<br />

Unternehmen ihrer Verantwortlichkeit<br />

entledigen. Die Task Force Gesundheitsökonomie<br />

der Weltgesundheitsorganisation etwa<br />

kritisiert, dass schädliche Substanzen wie Tabak<br />

nach wie vor ohne entsprechenden Gesundheitsschutz<br />

für die Bevölkerungen frei<br />

gehandelt werden.<br />

Handelsgesetze und deren Praxis mit der Menschenrechtsgesetzgebung<br />

zu konfrontieren, war<br />

weitgehend von der Sorge um das Recht auf<br />

Gesundheit motiviert. Ein Beispiel, dass das<br />

Bewusstsein für die Notwendigkeit von Regulierung<br />

gestiegen ist, zeigt sich bei den pharmazeutischen<br />

Lizenzen. In der oben genannten<br />

Deklaration von Doha (2001) etwa akzeptierten<br />

die Mitglieder der WTo, dass Regierungen in<br />

Notfällen verpflichtende Lizenzen zur Herstellung<br />

von Medikamenten erteilen können (Art. 5),<br />

dass Länder ohne pharmazeutische Kapazitäten<br />

Hilfe bei der Beschaffung von Medikamenten<br />

erhalten sollten (Art. 6), und dass die Industriestaaten<br />

die Entwicklungsländer beim Transfer<br />

von Technologien und Wissen auf dem Gebiet<br />

der Pharmazeutika unterstützen sollten (Art.<br />

7). Eine Entscheidung des WTo General Council<br />

vom August 2003 (2005 ersetzt durch eine<br />

Ergänzung des TRIPS-Abkommens) ermöglicht<br />

es Staaten, zwangsweise Lizenzen für die Produktion<br />

von patentgeschützten Medikamenten<br />

zu erteilen, die in weniger entwickelte Länder<br />

exportiert werden, die ihrerseits nicht über die<br />

Möglichkeit zur Produktion solcher Medikamente<br />

verfügen. Damit werden die Bedürfnisse des<br />

öffentlichen Gesundheitswesens über die Rechte<br />

der Patentnehmer gestellt. Zugleich erlauben<br />

allerdings die Regeln des TRIPS-Abkommens<br />

wiederum den Abschluss multi- oder bilateraler

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